Nagel - Geldpolitik hat Zinshochebene womöglich noch nicht erreicht
Die EZB kann sich aus Sicht von Bundesbank-Präsident Joachim Nagel auch nach zehn Zinserhöhungen in Serie womöglich noch nicht zurücklehnen. „Haben wir die Hochebene erreicht? Das lässt sich noch nicht klar absehen“, sagte Nagel am Donnerstag laut Redetext auf dem Verbandstag der Sparda-Banken. Noch immer sei die Teuerung zu hoch. „Die Inflationsrate geht auch im Euroraum nicht im gewünschten Tempo in Richtung zwei Prozent“, sagte er. „Die Leitzinsen werden ausreichend lange auf einem ausreichend hohen Niveau liegen müssen.“
Die EZB hatte vor einer Woche die Zinsen erneut um einen viertel Prozentpunkt angehoben. Der am Finanzmarkt maßgebliche Einlagensatz, den Geldhäuser für das Parken überschüssiger Gelder von der Notenbank erhalten, stieg damit von 3,75 auf 4,00 Prozent. Das ist das höchste Niveau seit dem Start der Währungsunion 1999.
Doch die Inflation im Euroraum lag im August mit 5,2 Prozent immer noch mehr als doppelt so hoch wie das Ziel der Euro-Notenbank. Die EZB strebt zwei Prozent Teuerung für die 20-Ländergemeinschaft an. Auch bei der Kerninflation, bei der die schwankungsanfälligen Preise für Energie, Lebensmittel, Alkohol und Tabak außen vor bleiben, sieht Nagel noch keinen Anlass zur Entwarnung. Auch sie liege nach wie vor hartnäckig hoch und dürfte nur allmählich sinken, sagte Nagel. „Denn sie wird zunehmend durch binnenwirtschaftliche Faktoren getrieben.“ Die Kerninflation in der Euro-Zone lag im August bei 5,3 Prozent.