EZB

Kreditvergabe an Unternehmen im Euroraum mit kleinstem Wachstum seit 2015

Berlin | 27.09.2023 | Reuters

Der Kreditfluss an Firmen in der Eurozone verliert angesichts der mauen Konjunktur und steigender Zinsen deutlich an Dynamik. Banken reichten im August nur noch 0,6 Prozent mehr Darlehen an Unternehmen aus als noch ein Jahr zuvor, wie die EZB mitteilte. Das ist das kleinste Plus seit Ende 2015. Im Juli waren es noch 2,2 Prozent. Wegen der schwachen Konjunktur halten sich viele Unternehmen derzeit mit Investitionen zurück, zumal die Kreditkosten deutlich gestiegen sind. Auch Banken schauen bei der Geldvergabe genauer hin, da die Gefahr von Firmenpleiten und Kreditausfällen in diesem Umfeld zunimmt. An die Privathaushalte vergaben die Banken im August 1 Prozent mehr Darlehen als vor Jahresfrist, nach 1,3 Prozent im Juli.

„Das sind keine guten Nachrichten für die Wirtschaft der Eurozone, die bereits stagniert und zunehmend Anzeichen von Schwäche zeigt“, sagte ING-Ökonom Bert Colijn. „Wir gehen davon aus, dass die allgemeine Flaute aufgrund der Auswirkungen der restriktiven Geldpolitik auf die Wirtschaft anhalten wird.“ Ganz ähnlich schätzt Volkswirt Daniel Kral von Oxford Economics die Entwicklung ein: „Wir gehen jetzt davon aus, dass das Bruttoinlandsprodukt im dritten Quartal wohl schrumpfen und im letzten Quartal des Jahres stagnieren wird.“

Geldmenge schrumpft

Die EZB hat seit Sommer 2022 im Kampf gegen die Inflation die Zinsen zehn Mal in Folge angehoben – zuletzt Mitte September. Der am Finanzmarkt maßgebliche Einlagensatz, den Geldhäuser für das Parken überschüssiger Gelder von der Notenbank erhalten, stieg damit von 3,75 auf 4 Prozent. Das ist das höchste Niveau seit dem Start der Währungsunion 1999. Mit dem Zinserhöhungskurs will die EZB unter anderem den Kreditfluss und damit auch die Wirtschaft bremsen, so dass der Preisauftrieb im Euro-Raum abnimmt. Die Daten zur Kreditvergabe sind stets eine wichtige Kennziffer für die Währungshüter.

Die Geldmenge M3 schrumpfte im August um 1,3 Prozent. Von Reuters befragte Experten hatten nur ein Minus von 1 Prozent erwartet. Im Juli hatte M3 um 0,4 Prozent abgenommen. Zu M3 zählen unter anderem Bargeld, Einlagen auf Girokonten sowie Geldmarktpapiere und Schuldverschreibungen. Experten zufolge liefert die Entwicklung der Geldmenge Hinweise darauf, wie sich die Inflation weiterentwickeln könnte. Das Zusammenspiel von Geldmenge und Inflation gilt allerdings als sehr komplex. „Der monetäre Preisdruck lässt nach“, kommentierte Helaba-Experte Ulrich Wortberg die Entwicklung.


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