Im Kampf gegen Fintechs - Sparkassen kooperieren mit US-Bank
Die deutschen Sparkassen wollen mit Hilfe eines US-Finanzriesen ihren Kunden deutlich günstigere Auslandsüberweisungen anbieten und sich damit gegen neue, billigere Konkurrenten behaupten. Dazu verbünden sich die Institute mit der Großbank BNY Mellon, um Transaktionen von bis zu 3000 Euro an Empfänger außerhalb der Europäischen Union abzuwickeln. Dies sagten vier mit der Angelegenheit vertraute Banker der Nachrichtenagentur Reuters. Das Vorhaben befinde sich bei zwei kleineren Sparkassen in der Testphase und solle in den kommenden Monaten breiter ausgerollt werden.
Die Sparkassen hoffen, damit Geschäft von Anbietern wie Revolut und Wise zurückzugewinnen. Die Gebühren sollen dabei in einigen Fällen um 75 Prozent sinken. Zudem wollen die Institute eine wachsende Kundengruppe von Migranten erschließen, die häufiger kleinere Beträge ins Ausland überweisen. „Wir haben uns gefragt, warum es so wenige Transaktionen gibt“, sagte der Banker Jan Miska von der Sparkasse Hanau, der einen wichtigen Anstoß zu der neuen Initiative gab. Ihm war vor ein paar Jahren aufgefallen, dass Kunden für Überweisungen zur Unterstützung ihrer Familien die Bank mieden. Demnach waren Kunden von den hohen Preisen abgeschreckt und nutzten stattdessen billigere Alternativen. Die Sparkassen fürchten, diese Kunden dauerhaft zu verlieren, sollten sie Konten bei der Konkurrenz eröffnen. Miska demonstrierte, wie Kunden nun über die Webseite oder App der Sparkasse eine Überweisung für 5,50 Euro statt bisher 22 Euro vornehmen können.
Das Gemeinschaftsprojekt mit dem Namen „Crossmo“ solle die Sparkassen in die Lage versetzen, „effektiv mit Fintech-Herausforderern zu konkurrieren“, heißt es in einem Dokument der Bank of New York Mellon (BNY), das Reuters einsehen konnte. Die Sparkassen gelten als tragende Säule der deutschen Wirtschaft. Sie verwalten zusammen Vermögen von 1,5 Billionen Euro und führen mehr als 36 Millionen Konten für Privatpersonen sowie 4,6 Millionen für Unternehmen.
Abhängigkeit von US-Infrastruktur – Transaktionssicherheit
Die Kooperation kommt jedoch inmitten von Kritik an der starken Abhängigkeit Europas von der US-Finanzinfrastruktur, die von Visa bis PayPal reicht. „Die Zeit ist eigentlich reif, über rein europäische Alternativen oder Projekte nachzudenken“, sagte Carolina Melches, Finanzexpertin bei der Bürgerbewegung Finanzwende in Berlin. Dies sei eine Aufgabe für Privatwirtschaft und Politik und sollte „oberste Priorität“ haben.
„Das Thema Souveränität bei Zahlungslösungen spielt natürlich immer eine Rolle“, räumt Axel Weiß ein, der beim Deutschen Sparkassen- und Giroverband (DSGV) für den Zahlungsverkehr zuständig ist. „Wir sind aber der Meinung, dass wir gute, starke Partner brauchen, die über ein globales Netzwerk mit einer umfangreichen Länderabdeckung verfügen und die natürlich auch eine sichere und kostengünstige Transaktionsabwicklung anbieten.“ Dies sei die Bank of New York.
Derzeit gebe es viele Entwicklungen bei grenzüberschreitenden Zahlungen – gerade auch im Hinblick auf weltweite Verfahren und Techniken, sagte Weiß. „Vor diesem Hintergrund ist unser Ziel, genau diese Entwicklungen zur Verbesserung des Produktes – wo sinnvoll – zu nutzen und Crossmo kontinuierlich zu optimieren.“ Zum Marktstart seien Überweisungen bis zu 3000 Euro oder dem Gegenwert in Fremdwährung möglich. Dies decke einen Großteil der Fälle ab. Nutzer seien nicht nur Kunden mit ausländischen Wurzeln, die Geld in ihre Heimatländer überweisen, sondern auch Eltern, die etwa ihre Kinder beim Auslandsstudium finanziell unterstützen. Später werde man prüfen, ob man gegebenenfalls den maximalen Überweisungsbetrag erhöhe, erklärte der DSGV-Experte.