EU-Kommission senkt Konjunkturprognose 2023/24 für Euro-Zone
Die EU-Kommission blickt für dieses und nächstes Jahr skeptischer auf die Konjunktur im Euroraum. Die Brüsseler Behörde erwartet für die Staaten der Währungsunion 2023 einen Anstieg des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 0,6 Prozent, wie aus der am Mittwoch vorgelegten Herbstprognose hervorgeht. Im Sommer hatte sie noch einen Zuwachs von 0,8 Prozent veranschlagt. Das BIP dürfte 2024 um 1,2 Prozent zulegen und damit einen Tick weniger als bisher gedacht. Der starke Preisdruck, die gestiegenen Zinsen und die schwache globale Nachfrage belasteten Haushalte und Unternehmen, sagte EU-Wirtschaftskommissar Paolo Gentiloni. „Mit Blick auf 2024 erwarten wir einen leichten Anstieg beim Wachstum, da die Inflation weiter nachlässt und der Arbeitsmarkt robust bleibt.“
Die deutsche Wirtschaft steuert aus Brüsseler Sicht als einzige große Volkswirtschaft dieses Jahr in die Rezession und wird sich in den Folgejahren konjunkturell erst allmählich berappeln: Sie dürfte demnach 2023 um 0,3 Prozent schrumpfen, kommenden Jahr um 0,8 Prozent wachsen und 2025 dann um 1,2 Prozent zulegen. Im September hatte die EU-Kommission für 2023 ein Minus von 0,4 Prozent veranschlagt und für das kommende Jahr ein Plus von 1,1 Prozent. Auch die deutschen Wirtschaftsweisen hatten zuletzt eine Rezession im laufenden Jahr und für 2024 nur eine verhaltene Erholung prognostiziert.
Die EU-Kommission veranschlagt in ihren Prognosen zugleich einen nachlassenden Preisdruck. Sie erwartet 2023 für Deutschland eine für den europäischen Vergleich berechnete Teuerungsrate (HVPI) von 6,2 Prozent, im September hatte sie noch 6,4 Prozent vorhergesagt. Für die Euro-Zone prognostiziert sie weiter eine Inflation von 5,6 Prozent.
Auch nächstes Jahr dürften die Teuerungsraten demnach in Deutschland mit 3,1 Prozent und in der Euro-Zone mit 3,2 Prozent trotz des erwarteten Rückgangs noch über dem Zielwert der Europäischen Zentralbank von 2,0 Prozent liegen, der für die Konjunktur als ideal gilt. Angesichts des Konjunkturabschwungs könne die „letzte Meile“ vor Erreichen des Inflationsziels durchaus die schwierigste für die EZB sein, warnte Bundesbankchef Joachim Nagel jüngst.