Banken und Eigentümer stützen BayWa mit halber Mrd Euro
Die wichtigsten Eigentümer und Gläubiger der BayWa verschaffen dem angeschlagenen Agrarkonzern bei seiner Sanierung eine Atempause. Dank eines gut eine halbe Milliarde Euro schweren Finanzierungspakets kann die BayWa bis Ende September eine endgültige Lösung für ihre Liquiditäts-Engpässe aushandeln. Die Banken – allen voran die DZ Bank, die HypoVereinsbank (HVB) und die LBBW – stellen einen Überbrückungskredit über 272 Millionen Euro bereit und verzichten darauf, fällige Kredite zurückzufordern, wie die Münchner BayWa am Donnerstag mitteilte. Eine ähnliche Summe kommt von den Großaktionären, der Bayerische Raiffeisen Beteiligungs-AG (BRB) und der österreichischen Raiffeisen Agrar Invest (RAIG), die zusammen 62 Prozent der BayWa-Anteile halten.
Insgesamt bekommt die BayWa damit eine dringend benötigte Finanzspritze über 547 Millionen Euro. Das Geld soll – soweit noch nicht geschehen – in den nächsten Tagen fließen. Der mit 5,5 Milliarden Euro verschuldete Konzern war unter anderem durch die steigenden Zinsen und den hohen Finanzbedarf der Wind- und Solaranlagen-Projekte der Erneuerbare-Energien-Tochter BayWa r.e. in Liquiditätsnöte geraten. Bis Ende September soll auf Basis des in Auftrag gegebenen Sanierungsgutachtens „ein Konzept für eine nachhaltige Sanierung sowie eine Neuregelung der Finanzierung“ ausgehandelt werden. Die Gespräche mit den Banken und anderen Finanzierungspartnern verliefen „konstruktiv“, hieß es in der Mitteilung. Notfalls könnte das Stillhalteabkommen bis zum Jahresende verlängert werden.
„Das Finanzierungspaket ist ein wichtiger Schritt, um die Zukunft der BayWa nachhaltig zu sichern“, sagte Vorstandschef Marcus Pöllinger. Es gehe darum, verlorengegangenes Vertrauen zurückzugewinnen. „Wir wollen unseren Kunden, Lieferanten sowie Finanzierungspartnern auch in Zukunft wieder als der gewohnte verlässliche Partner zur Seite stehen.“ Vor allem die Bauern im Süden und Osten Deutschland hatten mit der BayWa gebangt, die ihnen regelmäßig große Teile der Ernte abkauft.
Die BayWa hatte unter Pöllingers Vorgänger Klaus Josef Lutz einen kreditfinanzierten Expansionskurs gefahren – mit Zukäufen von einem neuseeländischen Obstanbauer über den Getreidehändler Cefetra in Rotterdam bis zum Aufbau des Geschäft mit Wind- und Solarprojekten in der BayWa r.e. Letzteres verschlang immer mehr Kapital, während der Verkauf der Projekte ins Stocken geriet.
Vertrauen verloren
Am Kapitalmarkt hatte die BayWa längst Vertrauen verloren: Im April hatte sie eine Anleihe über 250 Millionen Euro nicht losgebracht, obwohl sie 6,75 Prozent Zinsen geboten hatte. Ende Juni zahlte sie einen „Green Bond“ über 500 Millionen Euro mit Mühe zurück. Auf Druck der Banken gab sie schließlich ein Sanierungsgutachten in Auftrag und holte den Sanierungsexperten Michael Baur von Alix Partners an Bord.
„Die BayWa der Zukunft wird robuster“, versprach Pöllinger am Donnerstag. „Mit zukünftig weniger Schulden und mit einem klaren strategischen Fokus auf Profitabilität der Geschäftsfelder.“
Der Konzern deutete erstmals an, dass der 51-Prozent-Anteil an der BayWa r.e. verkauft werden könnte. Das kapitalintensive Projektgeschäft und der Solarhandel sollten „neu aufgestellt werden“, hieß es in der Mitteilung. Reuters hatte bereits im Juli erfahren, dass die BayWa die Mehrheit an der BayWa r.e. an den Partner Energy Infrastructure Partners (EIP) abgeben wolle, der vor drei Jahren mit 49 Prozent eingestiegen war. Zurzeit liegen die Gespräche aber auf Eis. Ganz aussteigen will die BayWa wohl nicht: Die Wachstumschancen auf den Märkten für erneuerbare Energien seien weiterhin gegeben, betonte der Konzern.
Die jetzt unter Dach und Fach gebrachte Unterstützung aus dem Genossenschaftssektor besteht aus zahlreichen Komponenten: Die beiden Großaktionäre geben ein Gesellschafterdarlehen über 125 Millionen Euro. Die BRB und die DZ Bank kaufen der BayWa zudem für 120 Millionen Euro deren Überkreuz-Beteiligung von 45 Prozent an der BRB Holding ab. Zudem kauft die österreichische RAIG der BayWa Getreide für 20 Millionen Euro an. Hinter der RAIG steht unter anderem der österreichische Lagerhaus-Konzern Raiffeisen-Ware Austria (RWA), an dem wiederum die BayWa 47,5 Prozent hält.