Konjunktur

Regelinsolvenzen steigen erneut - 22.000 Firmenpleiten 2025 erwartet

Berlin | 13.10.2025 | Reuters

Die Zahl der Firmenpleiten in Deutschland ist zuletzt deutlich gestiegen. Die beantragten Regelinsolvenzen kletterten im September um 10,4 Prozent zum Vorjahresmonat, wie das Statistische Bundesamt am Montag mitteilte. Diese vorläufigen Angaben basieren auf aktuellen Insolvenzbekanntmachungen aller Amtsgerichte. Sie sind noch nicht so belastbar wie amtliche Statistiken und zählen daher zu den sogenannten experimentellen Daten.

Für Juli meldeten die Amtsgerichte nach endgültigen Ergebnissen 2197 beantragte Unternehmensinsolvenzen, 13,4 Prozent mehr als im Vorjahresmonat. Die Welle der Firmenpleiten steige damit auf den höchsten Juli-Stand seit zwölf Jahren, erklärte die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) und erwartet für die nächsten Monate keine Besserung. „Rückläufige Exporte, insbesondere in die USA, sinkende Industrieproduktion und eine maue Konjunktur – das alles sind keine guten Nachrichten für den hiesigen Wirtschaftsstandort“, sagte DIHK-Chefanalyst Volker Treier und bekräftigte die Prognose, dass im Gesamtjahr 2025 mehr als 22.000 Unternehmen „ihre Tore wegen Insolvenz für immer werden schließen müssen“.

Treier wiederholte das Mantra der DIHK für mehr Strukturreformen der Politik, um die Standortfaktoren zu verbessern: „Wir müssen dringend runter von den hohen Kosten für Energie und Personal sowie den im Vergleich zu anderen Ländern hohen Belastungen durch Steuern und Bürokratie.

Verband: Bürokratie bremst – keine Hauptursache für Pleite

Der Verband der Insolvenzverwalter und Sachwalter Deutschlands (VID) machte hingegen deutlich, dass Bürokratie keine Hauptursache für eine Insolvenz sei. „Vielmehr fungiert der bürokratische Aufwand allenfalls als Krisenbeschleuniger, wenn bereits bestehende Probleme wie unzureichende Liquidität, unflexible Geschäftsmodelle, Störung der Lieferketten oder strategische Fehlentscheidungen ihre Wirkung zeigen“, sagte der VID-Vorsitzende Christoph Niering. Verändertes Konsumverhalten, ungelöste Nachfolgefragen und externe Schocks wirkten bei einer Pleite oft zusammen.

Die Forderungen der Gläubiger aus den im Juli gemeldeten Unternehmenspleiten bezifferten die Amtsgerichte auf rund 3,7 Milliarden Euro, nach etwa 3,2 Milliarden Euro vor einem Jahr.

Bezogen auf 10.000 Unternehmen gab es im Juli insgesamt 6,3 Firmeninsolvenzen. Die meisten Pleiten je 10.000 Betriebe entfielen auf Verkehr und Lagerei mit 12,7 Fällen. Danach folgten das Gastgewerbe sowie sonstige wirtschaftliche Dienstleister – etwa Zeitarbeitsfirmen – mit jeweils 9,9 Insolvenzen je 10.000 Unternehmen. „Die Insolvenzstatistik bildet nur Geschäftsaufgaben ab, die im Zuge eines Insolvenzverfahrens ablaufen, nicht jedoch solche aus anderen Gründen beziehungsweise vor Eintritt akuter Zahlungsschwierigkeiten“, teilte das Statistikamt weiter mit.

Zudem gab es im Juli 7553 Verbraucherinsolvenzen. Dies ist ein Anstieg um 12,9 Prozent binnen Jahresfrist.

In einer Analyse des IWH-Instituts aus Halle hieß es jüngst, in den Monaten Juli bis September seien die Rekordwerte des zweiten Quartals fast erreicht und damit die zweithöchsten Insolvenzzahlen seit 20 Jahren gemessen worden. Der Trendanstieg sei aber vorerst gestoppt, sagte IWH-Experte Steffen Müller: „Auch wenn im Oktober nochmals hohe Insolvenzzahlen erwartet werden, rechne ich für die kommenden Monate insgesamt mit einer Konsolidierung des Insolvenzgeschehens auf hohem Niveau.“


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