Nagel: Ankerfunktion von Zentralbankgeld darf nicht geschwächt werden
Bundesbankchef Joachim Nagel pocht angesichts der rasanten Entwicklung neuer Technologien wie etwa Kryptowährungen auf die Ankerfunktion des Zentralbankgeldes. Diese Aufgabe dürfe nicht geschwächt werden, betonte er auf einer Fachkonferenz in Frankfurt laut Redetext.
„Vertrauen in Geld erfordert Preisstabilität. Daher werden wir als Zentralbanken keine Entwicklungen hinnehmen, die unsere Fähigkeit zur wirksamen Umsetzung unserer Geldpolitik schwächen“, sagte Nagel und fügte hinzu: „Wir werden dafür sorgen, dass der Euro die dominierende Währung im Euroraum bleibt.“
Zu den Kryptowährungen zählen auch sogenannte Stablecoins. Dabei handelt es sich um digitale Token, die an eine traditionelle Währung wie den Dollar oder den Euro gekoppelt sind. Die frühe Dominanz des Dollar bei Stablecoins birgt laut einem EZB-Blog Risiken für Europa. Die Vorherrschaft bei diesen Kryptowährungen verschafft den USA demnach einen Vorteil, der letztlich die Kreditkosten für Europa in die Höhe treiben, die Autonomie der EZB beeinträchtigen und die geopolitische Abhängigkeit von den USA verstärken könnte.
Nagel betonte, die Finanzstabilität dürfe nicht gefährdet werden. Großbetragszahlungen müssten weiterhin in Zentralbankgeld abgewickelt werden. Laut EZB-Chefin Christine Lagarde bergen Digitalwährungen wie etwa Stablecoins Risiken für die Geldpolitik und die Finanzstabilität. Sie dringt stattdessen auf eine EU-Gesetzgebung zur Einführung eines digitalen Euro. Dieser ist ein zentrales Projekt der EZB. Er soll das Euro-Bargeld ergänzen und Europa unabhängiger von US-Zahlungsanbietern wie Paypal, Apple Pay, Mastercard oder Visa machen. EZB-Direktor Piero Cipollone nannte unlängst 2029 als ein realistisches Datum für die Einführung der Digitalwährung.