Kapitalmarkt

30-jährige Bundesanleihe mit höchster Rendite seit 2011

Berlin | 02.09.2025 | Reuters

Die Rendite der deutschen Bundesanleihe mit einer Laufzeit von 30 Jahren ist auf den höchsten Stand seit 14 Jahren gestiegen. Am Donnerstag notierte sie bei 3,41 Prozent höher, wie aus Daten der Londoner Börse LSEG hervorgeht. Das ist der höchste Stand seit 2011. Experten führen die Entwicklung auch auf die Politik der schwarz-roten Koalition in Berlin zurück.

„Die Schuldenbremse ist weitgehend aufgeweicht, und die Bundesregierung will viel höhere Schulden machen“, sagte Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer der Nachrichtenagentur Reuters. Entsprechend würden die Investoren davon ausgehen, dass der Bund in Zukunft deutlich mehr langlaufende Bundesanleihen ausgeben wird. „Die Anleger fordern vor allem deshalb höhere Renditen“, sagte Krämer. Hinzu komme, dass sich die meisten westlichen Staaten ebenfalls deutlich höher verschulden und auch dort die Renditen steigen. „Wenn Anleger in anderen Ländern höhere Renditen bekommen, fordern sie auch für Bundesanleihen eine höhere Verzinsung“, sagte Krämer.

„Für Häuslebauer wird es teurer“

Ähnlich schätzt dies auch Analyst Elmar Völker von der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) ein. Im Euroraum komme als Sonderfaktor die Sorge mancher Marktbeobachter hinzu, dass die Nachfrage niederländischer Pensionskassen nach langlaufenden Anleihen zurückgehen könnte. Dort würden als Folge einer Gesetzesänderung künftig weniger langfristige Zinsabsicherungen für die Verbindlichkeiten in den Bilanzen benötigt.

„Für die Verbraucher gibt es nur wenige direkte Konsequenzen des Renditeanstiegs bei ultra-langlaufenden Anleihen“, sagte LBBW-Experte Völker. In gewissem Maße würden allerdings auch die Renditen für Anleihen mit zehnjähriger Laufzeit mit nach oben gezogen. Diese sind für die Kosten von Immobilienfinanzierungen relevant. Die als Benchmark für die Euro-Zone geltende zehnjährige Bundesanleihe rentiert aktuell mit 2,79 Prozent um vier Basispunkte höher. „Für die Häuslebauer wird es mithin teurer“, sagte Völker und fügte hinzu: „Für die Sparer kann es positive Aspekte haben, wenn sie sich trauen, ihr Geld sehr langfristig anzulegen.“

Perspektivisch könnten Lebens- und Rentenversicherungen wieder rentabler werden. „Das ist aber nur bedingt Grund zur Freude, weil umgekehrt die Zinslasten der öffentlichen Haushalte weiter ansteigen, wenn der Staat seine Defizite zu höheren Zinsen finanzieren muss, und so die Defizite noch größer werden“, betonte LBBW-Experte Völker. Langfristig drohten staatliche Leistungseinschränkungen sowie Steuererhöhungen.

Kreditkosten in Deutschland relativ niedrig

Im Vergleich zu anderen großen Industrienationen (G7) liegt die deutsche Rendite niedrig. Für 30-jährige britische Staatsanleihen erreichte diese 5,680 Prozent den höchsten Stand seit Mai 1998. Die britischen Kreditkosten sind damit die höchsten unter den G7-Staaten. Darin spiegeln sich die Sorgen über die Inflationsentwicklung in Großbritannien wider, die ebenfalls die höchste in der G7 ist.

Bundeswertpapiere stehen etwa bei Pensionskassen, Versicherern, Hedgefonds und Zentralbanken hoch im Kurs. Sie kaufen Anleihen vom Bund und bekommen dafür festgelegte Zinszahlungen, ehe sie am Laufzeitende ihr verliehenes Geld zurückbekommen. Sie haben aber auch die Möglichkeit, die Papiere vorher an der Börse zu verkaufen. Die großen Ratingagenturen bewerten die Bonität Deutschlands jeweils mit der Bestnote AAA. Das signalisiert Anlegern ein extrem geringes Ausfallrisiko, wenn sie dem deutschen Staat Geld leihen.


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