Bundesbankchef:

Verbraucher würden von digitalem Euro profitieren

Berlin | 24.04.2024 | dpa

Seit Jahren tüfteln die Euro-Währungshüter an einer digitalen Variante der Gemeinschaftswährung. Noch ist nichts endgültig entschieden. Doch Bundesbankpräsident Nagel sieht zahlreiche Vorteile.

Verbraucherinnen und Verbraucher im Euroraum würden nach Einschätzung des Bundesbankpräsidenten Joachim Nagel von einem digitalen Euro profitieren. Ihnen stünde ein europäisches Zahlungsmittel zur Verfügung, das sicher, bequem, schnell, zuverlässig, kostenlos und im gesamten Euroraum nutzbar sei, sagte Nagel am Mittwoch in Berlin. «Aus heutiger Sicht funktionieren beispielsweise deutsche Bankkarten in anderen Euro-Ländern nicht immer.» Es gebe auch keinen Grund, Angst davor zu haben, ein «gläserner Kunde» zu werden.

Im Gegensatz zu vielen kommerziellen Zahlungsanbietern habe das Eurosystem kein Interesse daran, das Zahlungsverhalten der Menschen zu überwachen. «Das Eurosystem wäre nicht in der Lage, Personen anhand ihrer Zahlungen zu identifizieren», sagte Nagel laut Redetext.

Seit Jahren tüfteln die Währungshüter im Euroraum unter Federführung der EZB an einer digitalen Variante der europäischen Gemeinschaftswährung als Ergänzung zu Schein und Münze. Damit soll privaten Anbietern vor allem aus den USA, die derzeit den Markt für digitale Zahlungen in Europa dominieren, ein europäisches digitales Bezahlangebot entgegengesetzt werden. Noch ist nicht entschieden, ob und ab wann es einen digitalen Euro gibt. «Der digitale Euro wäre eine Ergänzung zum Bargeld, kein Ersatz», bekräftigte der Bundesbank-Präsident.

Nagel zufolge würden die meisten Menschen mit dem digitalen Euro über Apps auf ihrem Smartphone bezahlen. Aber auch diejenigen, die kein Smartphone besitzen, sollten die Möglichkeit dazu haben. «Eine derzeit vom Gesetzgeber diskutierte Option ist die Ausgabe physischer Karten, die auch Menschen ohne Bankkonto zur Verfügung stehen würden.»

Auch Handel und Kreditinstitute würden Nagel zufolge von einem digitalen Euro profitieren. Kritiker befürchten dagegen, dass eine digitale Variante der europäischen Gemeinschaftswährung ein attraktiver Ersatz für Bankeinlagen werden könnte und die Institute so eine wichtige Finanzierungsquelle verlieren. Im Krisenfall könnte es zudem zu einem Bank-Run kommen, bei dem Sparer Einlagen in kurzer Zeit im großen Stil bei Kreditinstituten abziehen. Um den Abzug von Einlagen zu verhindern, wird diskutiert, Obergrenzen für den digitalen Euro einzuführen. «Wir würden dafür sorgen, dass die Menschen den digitalen Euro nicht als Wertaufbewahrungsmittel, sondern wie beabsichtigt als Zahlungsmittel nutzen», sagte Nagel.


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