Unicredit greift nach der Commerzbank - Anteil erhöht
Die italienische Großbank Unicredit geht bei der Commerzbank wieder in die Offensive. Unicredit kontrolliere nun etwa 28 Prozent der Anteilsscheine, teilte die Bank am 18. Dezember mit. Rund 9,5 Prozent der Aktien halte sie direkt, zudem habe sie sich Zugriff auf insgesamt 18,5 Prozent durch Finanzinstrumente gesichert. Die Unicredit hatte bereits angekündigt, die Genehmigung für einen Anteil von bis zu 29,9 Prozent an der Commerzbank einzuholen. Dieser Prozess laufe nun, die Unicredit stehe im Austausch mit den bei der EZB angesiedelten Aufsichtsbehörden.
Unicredit sehe weiter substantielle Werte innerhalb Deutschlands zweitgrößter börsennotierter Bank, die es zu heben gelte. Börsianer erwarten, dass Unicredit-Chef Andrea Orcel die Commerzbank schlucken will. An der Börse schossen die Commerzbank-Aktien um rund 3,5 Prozent an die Spitze des Dax.
Unicredit hatte zuletzt im September erklärt, sich über Finanzderivate zusätzliche 11,5 Prozent der Anteile an der Commerzbank gesichert zu haben und damit Zugriff auf rund 21 Prozent zu haben. Nun greift Orcel nach weiteren Anteilen. Damit sind die Italiener mit weitem Abstand größter Aktionär bei dem Frankfurter Institut – deutlich vor dem Bund, der noch rund zwölf Prozent hält. Die Unicredit hatte deutsche Banker und Politiker überrascht, als sie im September eine Beteiligung von neun Prozent an der Commerzbank bekannt gab, die sie zur Hälfte vom Staat gekauft hatte.
Die Commerzbank erklärte, sie nehme die Erklärung der Unicredit zur Kenntnis, werde diese aber nicht kommentieren. Das Geldhaus arbeite weiter an der Umsetzung seiner Strategie, deren Weiterentwicklung die Bank im Februar vorstellen werde. Management und Arbeitnehmervertreter der Commerzbank hatten immer wieder unterstrichen, dass sie trotz des Werbens der Unicredit auf die Selbstständigkeit der Bank pochen. Auch im Bund hatte es Widerstand gegen das Vorgehen der Unicredit gegeben.
Zwischenzeitlich hatte es zudem so ausgesehen, als ob die Commerzbank nicht mehr ganz oben auf Orcels Prioritätenliste stünde. Unicredit hatte versucht, den heimischen Rivalen Banco BPM zu übernehmen. Die Unicredit werde niemals zwei Banken zur gleichen Zeit integrieren, hatte Orcel gesagt. BPM hatte dem italienischen Wettbewerber aber die kalte Schulter gezeigt und die zehn Milliarden Euro schwere Offerte als zu niedrig abgewiesen. Die Commerzbank-Pläne hatte Orcel aber ausdrücklich nicht aufgegeben. Nun betonte Unicredit erneut, wie werthaltig die deutsche Großbank sei.