Statistikamt: Deutsche sparen vergleichsweise viel - und zunehmend
Die Deutschen legen mehr Geld auf die hohe Kante als private Haushalte in vielen anderen Industrieländern. Sie sparten im vergangenen Jahr im Schnitt 10,4 Prozent ihres Einkommens, wie das Statistische Bundesamt am Dienstag mitteilte. „Eine hohe Quote im Vergleich zu anderen Industriestaaten“, ergänzte es mit Verweis auf Daten der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD). Demnach haben die privaten Haushalte in Italien mit 0,3 Prozent, in Japan mit 2,8 Prozent und in den USA mit 4,7 Prozent im vorigen Jahr deutlich geringere Anteile ihres verfügbaren Einkommens auf die Seite gelegt. Nur wenige Staaten weisen höhere Sparquoten als Deutschland auf, wie die Statistiker zum 100. Weltspartages am 31. Oktober mitteilten. Dazu gehören die Schweiz mit 19,4 Prozent und die Niederlande mit 12,7 Prozent.
Zuletzt ist die Sparquote in Deutschland weiter gestiegen. Im ersten Halbjahr 2024 lag sie – bereinigt um saisonale Schwankungen – bei 11,1 Prozent. Das ist ein Prozentpunkt mehr als im Vorjahreszeitraum. „In den Jahren der Covid-19-Pandemie 2020 und 2021 konsumierten die Menschen deutlich weniger als gewöhnlich“, erklärte das Statistikamt. „Damals war die Sparquote um bis zu sechs Prozentpunkte höher.“
Eine Sparquote von 11,1 Prozent bedeutet, dass die privaten Haushalte je 100 Euro verfügbarem Einkommen im Schnitt 11,10 Euro sparten. Monatlich entspricht dies einem Betrag von 280 Euro je Einwohnerin und Einwohner. „Dieser Durchschnittswert lässt aber keine Rückschlüsse auf einzelne Haushalte zu“, hieß es. „Abhängig von Einkommenshöhe, Lebenslage und Sparneigung gibt es sehr deutliche Unterschiede.“ Während einige Haushalte viel Geld auf die Seite legen könnten, bleibe bei anderen am Ende des Monats wenig oder nichts übrig.
Die hohe Sparquote ist ein Grund dafür, warum der private Konsum nicht wie erhofft zum Konjunkturmotor wird, „da sich die Verbraucherinnen und Verbraucher weiter verunsichert zeigten“, wie die Bundesbank in ihrem aktuellen Monatsbericht hervorhebt. „Zwar ist der Anstieg ihrer Realeinkommen intakt, da die Löhne deutlich stärker steigen als die Preise“, heißt es darin. „Allerdings zögerten sie noch, diese zusätzlichen Ausgabenspielräume zu nutzen.“ Ökonomen führen das auf die Wirtschaftskrise mit wieder steigende Arbeitslosigkeit zurück.