Schnabel erneuert Forderung nach Geldpolitik der ruhigen Hand
EZB-Direktorin Isabel Schnabel hat angesichts der geopolitischen Unsicherheiten ihre Forderung nach einer Geldpolitik der ruhigen Hand erneuert. Der Prozess des Abebbens der Inflation sei in der Spur, aber neue Schocks stellten neue Herausforderungen dar, teilte das Mitglied des sechsköpfigen Führungsteams der Europäischen Zentralbank (EZB) am Dienstag auf dem Kurznachrichtendienst X mit. Zölle könnten auf kurze Sicht zu weniger Inflation führen, stellten aber mittelfristig Aufwärtsrisiken dar. „Daher sollten wir eine ruhige Hand bewahren, wie ich in einer Rede jüngst argumentiert habe.“
Die deutsche Volkswirtin hatte unlängst auf einer Veranstaltung der Stanford University in Kalifornien dafür argumentiert, dass eine Geldpolitik der ruhigen Hand die beste Absicherung gegen eine Vielzahl möglicher Entwicklungen biete. Die angemessenste Antwort auf Risiken für die Preisstabilität, die sich aus einer expansiven Haushaltspolitik und dem Protektionismus ergeben, bestehe darin, die Zinssätze in der Nähe der aktuellen Niveaus zu belassen. Und das sei fest im neutralen Bereich. Zinsen gelten dann als neutral, wenn sie eine Volkswirtschaft weder anheizen noch bremsen.
In den vergangenen Jahren habe die EZB gelernt, dass sie angebotsseitige Schocks nicht ignorieren könne, wenn sie andauern und die Gefahr bergen, dass die Inflationserwartungen aus der Spur geraten, erläuterte Schnabel auf X. „Wenn sich das Inflationsregime ändert, müssen wir bereit sein, rasch zu handeln.“