Regierung wusste vor Commerzbank-Aktienverkauf von mehreren Interessenten
Die Bundesregierung hatte einem Schreiben zufolge vor dem Verkauf eines Commerzbank-Aktienpakets im September im Vorfeld Kenntnis vom Interesse mehrerer Unternehmen. Die italienische Unicredit, die später den Zuschlag erhielt und nun mit weiteren erworbenen Anteilen nach der Commerzbank greift, habe sich am 4. September beim Finanzministerium gemeldet. Eine weitere Interessensbekundung war am 3. September im Ministerium eingegangen, wie aus dem Schreiben von Finanz-Staatssekretär Florian Toncar an den CDU-Bundestagsabgeordneten Matthias Hauer hervorgeht. Das dreiseitige Dokument mit Datum von Dienstag dieser Woche liegt der Nachrichtenagentur Reuters vor. Die Anfragen seien an die Finanzagentur weitergeleitet worden, die die Transaktion zusammen mit Investmentbanken organisierte.
Hauer sagte Reuters, die Bundesregierung habe blauäugig das 4,5-prozentige Aktienpaket ins Schaufenster gestellt, ohne dabei Vorkehrungen gegen eine feindliche Übernahme zu treffen. „Deshalb droht die Commerzbank nun, ihre Eigenständigkeit zu verlieren.“ Unicredit sei das einzige Unternehmen gewesen, das bezüglich des Verkaufs von Commerzbank-Aktien sowohl bei Toncar als auch bei der Finanzagentur Interesse bekundet habe. „Zudem war der Bundesregierung auch ein grundsätzliches Interesse der Unicredit an der Commerzbank bekannt.“
Die Bundesregierung hält jetzt noch zwölf Prozent an der Commerzbank und will dieses Paket vorerst behalten. In den Monaten vor der Transaktion gab es immer wieder Kontakte zwischen der Regierung und der Finanzagentur zur Commerzbank-Beteiligung, die noch auf die Rettung in der globalen Finanzkrise zurückgeht. Meist gab es dabei Gespräche zwischen Toncar und der Finanzagentur-Geschäftsführerin Eva Grunwald, auch nach dem Verkauf des Pakets an Unicredit in der Nacht vom 10. auf den 11. September 2024. Am 14. September habe es auch zwei Telefonate von Jörg Kukies, Staatssekretär im Kanzleramt, mit Finanzagentur-Geschäftsführer Tammo Diemer gegeben. Diese Gespräche dienten dazu, Presseanfragen korrekt zu beantworten.