Postbank-Desaster kostet Deutsche-Bank-Vorstände Boni
Die Vorstände der Deutschen Bank bekommen das Debakel um die IT-Umstellung bei der Postbank im Geldbeutel zu spüren. Der Aufsichtsrat kürzte sechs von neun Vorstandsmitgliedern die Jahresboni für 2023, wie aus dem am Donnerstag veröffentlichten Vergütungsbericht hervorgeht. „Die große Zahl von Kunden, die durch die Migration Einschränkungen erfahren haben, ist nach Ansicht von Aufsichtsrat und Vorstand nicht akzeptabel“, hieß es im Geschäftsbericht. Die Bank habe „ihre eigenen hohen Ansprüche und die Erwartungen ihrer Kunden nicht erfüllt“. Postbank-Kunden hatten zeitweise keinen Zugriff auf ihre Konten, die Call-Center waren völlig überlastet.
Insgesamt musste Vorstandschef Christian Sewing im abgelaufenen Jahr aber nur leichte finanzielle Abstriche machen. Der Aufsichtsrat billigte ihm eine Gesamtvergütung von 8,75 (8,93) Millionen Euro zu, zwei Prozent weniger als 2022. Ohne die Postbank-Affäre wäre er auf gut neun Millionen gekommen. Der Gesamtvorstand verdiente mit 64,6 (2022: 64,9) Millionen Euro ebenfalls etwas weniger. Die Gesamtvergütungen von Finanzvorstand James von Moltke und Investmentbanking-Vorstand Fabrizio Campelli stiegen deutlich, auch weil sie individuelle Gehaltserhöhungen bekamen.
Auf dem Gehalts- und Altersvorsorgekonto von Sewing landete 2023 deutlich mehr als ein Jahr zuvor. Seine „gewährte und geschuldete Vergütung“ stieg auf 5,01 (4,39) Millionen Euro. In ihr sind auch Langfrist-Boni aus den Vorjahren enthalten, nicht aber die für die Leistung im Jahr 2023 gewährten Boni, die erst in den folgenden Jahren zur Auszahlung kommen. Die Bank kündigte an, der Hauptversammlung in diesem Jahr ein neues Vergütungssystem vorzulegen. Dieses soll einfacher ausgestaltet werden, aber auch konkrete Ziele für die Reduzierung der Kredite an klimaschädliche Unternehmen enthalten.
Die Bonuszahlungen an die Belegschaft der Deutschen Bank sanken laut Vergütungsbericht 2023 um sechs Prozent auf zwei Milliarden Euro. „Dabei wurden die Geschäftsergebnisse und das Wachstum berücksichtigt, während die Bank gleichzeitig ihre Kostendisziplin beibehielt“, erklärte das Geldhaus dazu. Das Investmentbanking, in dem der Großteil der Boni anfällt, lief branchenweit schlechter. Die Summe der Fixgehälter stieg um drei Prozent – allerdings bei einer um sechs Prozent auf 90.130 Mitarbeiter gewachsenen Belegschaft.