Immer mehr Länder prüfen eigene Digitalwährungen
Immer mehr Staaten loten einer Untersuchung zufolge digitale Versionen ihrer Landeswährung aus. Mittlerweile prüfen 134 Länder und Ländergemeinschaften staatliche Digitalwährungen, wie aus einer Untersuchung der US-Denkfabrik Atlantic Council hervorgeht, die am 17. September veröffentlicht wurde. Noch vor vier Jahren seien es lediglich 35 Länder gewesen. In fast der Hälfte der Staaten befänden sich diese Untersuchungen zudem bereits in einem fortgeschrittenen Stadium. In allen 20 führenden Industrie- und Schwellenländern (G20) werde aktuell die Ausgabe von staatlichen Digitalwährungen ausgelotet.
Rund um den Globus reagieren Notenbanken mit der Prüfung staatlicher Digitalwährungen auf die zunehmende Konkurrenz im digitalen Zahlungsverkehr durch Unternehmen wie Paypal oder Apple Pay und den Vormarsch von Kryptodevisen wie Bitcoin und Ethereum. Mit der Ausgabe von digitalem Zentralbankgeld – in der Fachwelt „CBDC“ genannt – wollen sie verhindern, dass angesichts des zunehmenden Rückgangs der Bargeldnutzung der digitale Zahlungsverkehr ganz dem privaten Sektor überlassen wird.
Der Inselstaat Bahamas war 2020 weltweit das erste Land, das mit dem „Sand Dollar“ offiziell eine Digitalversion seiner Währung einführte. Dem Atlantic Council zufolge haben neben den Bahamas inzwischen auch Jamaika und Nigeria CBDCs in Umlauf gebracht. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte im Herbst 2023 grünes Licht für eine Vorbereitungsphase hin zu einem digitalen Euro gegeben. Darin soll das Regelwerk fertiggestellt und Anbieter für die Entwicklung von Plattform und Infrastruktur ausgewählt werden. Diese Phase ist zunächst auf zwei Jahre angelegt.
Das weltweit größte Pilotprojekt mit einer Digitalwährung läuft derzeit in China. Nach offiziellen Angaben hat sich dort die Nutzung des e-CNY genannten Prototyps inzwischen fast vervierfacht auf umgerechnet 987 Milliarden Dollar. Das Atlantic Council rechnet damit, dass Chinas Zentralbank in etwa einem Jahr startbereit für eine Digitalwährung sein wird. Die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) hatte im vergangenen Jahr Ergebnisse einer Umfrage vorgestellt, wonach bis 2030 rund um den Globus etwa zwei Dutzend staatliche Digitalwährungen im Umlauf sein könnten.