IfW stutzt Konjunkturprognose für Deutschland - Minus für 2024 erwartet
Die deutsche Wirtschaft wird dem IfW-Institut zufolge in diesem Jahr wegen der kriselnden Industrie und sparsamer Verbraucher das zweite Mal in Folge schrumpfen. Das Bruttoinlandsprodukt dürfte um 0,1 Prozent sinken, wie aus der am 4. September veröffentlichten Herbstprognose des in Kiel ansässigen Instituts für Weltwirtschaft (IfW) hervorgeht. Im Juni wurde noch ein Wachstum von 0,2 Prozent vorausgesagt, nachdem Europas größte Volkswirtschaft 2023 um 0,3 Prozent geschrumpft ist. „Die deutsche Wirtschaft kommt nicht in die Gänge“, lautet das Fazit der Ökonomen um den Direktor des Forschungszentrums Konjunktur und Wachstum, Stefan Kooths. Für das kommende Jahr senkte das IfW die Prognose noch kräftiger – von 1,1 auf 0,5 Prozent.
„Das Verarbeitende Gewerbe befindet sich in der Rezession und die privaten Haushalte halten sich trotz steigender Realeinkommen beim Konsum zurück“, nannte das IfW die Gründe für die pessimistischere Einschätzung. Zugleich litten die Investitionen weiter unter der hohen Unsicherheit und schwierigen Finanzierungsbedingungen.
Impulse werden künftig von der Europäischen Zentralbank (EZB) erwartet. Diese hat im Juni erstmals ihren Leitzins vom Rekordhoch von 4,50 auf aktuell 4,25 Prozent gesenkt und dürfte in den kommenden Monaten ihre Geldpolitik weiter lockern, was Kredite verbilligen dürfte. „Die weiter steigenden Realeinkommen dürften zudem zu einer moderaten Belebung des privaten Konsums führen“, so das IfW. Das Wachstum wichtiger Absatzmärkte könne zudem das Exportgeschäft etwas stimulieren. Insgesamt bleibe die Erholung aber kraftlos. Erst 2026 dürfte das Wachstum mit 1,1 Prozent wieder etwas kräftiger ausfallen.
Die Inflation wird dem IfW zufolge weiter zurückgehen. Die Teuerungsrate dürfte in den kommenden beiden Jahren bei zwei Prozent liegen, nach 2,2 Prozent im laufenden Jahr und 5,9 Prozent 2023. Die Arbeitslosenquote werde dagegen angesichts der schwachen Konjunktur von 5,7 Prozent im vergangenen Jahr auf 6,1 Prozent im Jahr 2025 steigen. Künftig würden „zunehmend die Auswirkungen des demografischen Wandels sichtbar werden“, warnten die Forscher. Das werde voraussichtlich zu einem Rückgang der Erwerbstätigkeit im Jahr 2026 führen.
Der deutsche Staat wird den Prognosen zufolge sein Defizit senken können. Es werde in den beiden kommenden Jahren nur noch bei 1,7 Prozent der Wirtschaftsleistung liegen, nach 1,9 Prozent 2024.