EZB: Müssen Zinsen weiter anheben
Die EZB muss aus Sicht ihres Chefvolkswirts Philip Lane im Kampf gegen die Inflation die Zinsen auf ein Niveau weiter anheben, mit dem die Wirtschaftsaktivität gebremst wird. Es sei aber unklar, wo genau der Gipfel der Zinserhöhungen schließlich liegen werde, sagte Lane in einem Interview der „Financial Times“.
„Im vergangenen Jahr konnten wir sagen, dass es klar ist, dass wir die Zinssätze auf ein normaleres Niveau anheben müssen und jetzt sagen wir, wir müssen sie in den restriktiven Bereich bringen“, sagte Lane. Darunter verstehen Volkswirte ein Zinsniveau, mit dem die Wirtschaftsaktivität gedämpft wird.
Inzwischen habe die EZB auf ihrem Zinserhöhungspfad ein Zinsniveau erreicht, dass ungefähr neutral sei, sagte Lane weiter. „Dennoch sind wir immer noch nicht da, wo die Risiken mehr zweiseitig oder symmetrisch werden. Daher müssen wir die Zinsen mehr anheben.“ Auf ihrem Straffungskurs nahm die EZB zuletzt im Dezember den Fuss etwas von Gas. Nach zwei Jumbo-Zinserhöhungen um jeweils 0,75 Prozentpunkte hob sie die Sätze diesmal um 0,50 Prozentpunkte an. Der an den Finanzmärkten maßgebliche Einlagensatz, den Banken für das Parken überschüssiger Gelder von der Notenbank erhalten, liegt damit inzwischen bei 2,0 Prozent. Die nächste Zinssitzung ist am 2. Februar.
Bis zu welcher Höhe die Euro-Notenbank die Zinsen voraussichtlich noch anheben wird, sagte Lane nicht. „Wo genau wir landen werden, hängt von vielen Faktoren ab“, erläuterte er. Dazu zählt der oberste Ökonom der EZB auch, wie die Wirtschaft auf die bisherigen Zinserhöhungen reagiert. „Die interessante Phase nun ist die Reaktion der Unternehmen, Haushalte und Regierungen auf die veränderten Finanzierungsbedingungen.“ Die EZB hat die Schlüsselsätze seit Juli 2022 inzwischen bereits viermal nach oben gesetzt.