Einstellungsbereitschaft der Unternehmen gesunken
Die Bereitschaft der Unternehmen in Deutschland zu Neueinstellungen ist angesichts der Konjunkturflaute so schlecht wie seit gut zweieinhalb Jahren nicht mehr. Das Beschäftigungsbarometer sank im September um 1,2 auf 95,8 Punkte, wie das Münchner Ifo-Institut am 27. September zu seiner Umfrage unter Tausenden Unternehmen mitteilte.
Das ist der niedrigste Wert seit Februar 2021. „Der robuste Aufbau an Beschäftigung der letzten Monate ist zum Erliegen gekommen“, sagte der Leiter der Ifo-Umfragen, Klaus Wohlrabe. „Wegen fehlender Aufträge werden freiwerdende Stellen eher zurückhaltend nachbesetzt.“
Angesichts des mauen Neugeschäfts planen viele Unternehmen in der Industrie, mit weniger Personal auszukommen. Gleiches gilt auch für den Handel und das Baugewerbe. Auch bei den Dienstleistern hat die Einstellungsdynamik merklich nachgelassen, wie die Ifo-Forscher herausfanden. Die Zurückhaltung in den anderen Branchen spürten inzwischen auch die Personaldienstleister.
Hintergrund ist die schwache Konjunktur: Ökonomen zufolge könnte Europas größte Volkswirtschaft im laufenden zweiten Halbjahr 2023 wieder in eine Rezession fallen, da ihr die maue Weltkonjunktur, gestiegene Zinsen und Inflation zusetzen. „Die Bereitschaft, neue Mitarbeiter einzustellen, wird vermutlich wieder steigen, wenn sich die Wirtschaft wieder erholt“, sagte Wohlrabe. „Mittelfristig wird der demografische Wandel dem Arbeitsmarkt mehr und mehr Arbeitskräfte entziehen.“
In diesem und im nächsten Jahr dürfte die Anzahl der Menschen, die dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen, nach Prognose des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW) bei 47,1 Millionen Erwerbspersonen stagnieren. Ab 2025 dürften dann mehr Menschen aus dem Arbeitsleben ausscheiden, als neue hinzukommen – etwa 200.000 pro Jahr. Dabei unterstellt das IfW bereits eine Nettozuwanderung von rund 200.000 Erwerbspersonen aus dem Ausland, was im historischen Vergleich als eher hoch gilt.