Konjunktur

Deutsche Wirtschaft schwächelt - Exporte und Produktion sinken

Berlin | 07.11.2024 | Reuters

Inmitten außen- und innenpolitischer Turbulenzen zeigt die deutsche Wirtschaft neue Anzeichen der Schwäche: Im September sanken sowohl die Exporte als auch die Produktion überraschend deutlich. Trotz eines gut laufenden US-Geschäfts schrumpften die Ausfuhren von Waren „Made in Germany“ um 1,7 Prozent zum Vormonat auf 128,2 Milliarden Euro, wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag mitteilte. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten nur mit einem Rückgang um 1,4 Prozent gerechnet.

Die Unternehmen drosselten zudem ihre Produktion wegen der schwächelnden Autobranche überraschend stark: Industrie, Bau und Energieversorger stellten zusammen 2,5 Prozent weniger her als im August. Hier hatten Ökonomen lediglich einen Rückgang von 1,0 Prozent erwartet, nach einem Wachstum von 2,6 Prozent im August.

„Der Rückgang der Industrieproduktion und der Exporte ist in Anbetracht des Sieges von Donald Trump eine Mahnung“, sagte der Chefvolkswirt der VP Bank, Thomas Gitzel. Mehr Protektionismus durch die angekündigten Zölle auf EU-Importe bedeuteten für das industrielastige Deutschland nichts Gutes. „Eine neue Bundesregierung nach den voraussichtlichen Neuwahlen im März tut gut daran, neue Handelsabkommen abzuschließen und den Industriestandort zu stärken“, fügte Gitzel mit Blick auf die geplatzte Ampel-Koalition hinzu.

Ein Aufschwung ist den meisten Experten zufolge nach wie vor nicht in Sicht. „Deutschland steht vor einem schwierigen Winterhalbjahr, ohne dass es bereits politische Mehrheiten für notwendige Wirtschaftsreformen gäbe“, sagte Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer. Die meisten Experten gehen davon aus, dass Europas größte Volkswirtschaft in diesem Jahr das zweite Mal in Folge schrumpfen wird. Für 2025 erwartet Krämer nur ein Mini-Wachstum von 0,2 Prozent.

US-Geschäft brummt

Die meisten deutschen Exporte gingen im September erneut in die USA: Dorthin wurden 4,8 Prozent mehr Waren exportiert als im Vormonat, insgesamt waren es 14,2 Milliarden Euro. Dagegen nahm das China-Geschäft um 3,7 Prozent auf 7,1 Milliarden Euro ab. „Die unterschiedliche Entwicklung spiegelt auch das Wachstum in den beiden Ländern wider: Während die amerikanische Wirtschaft robust expandiert, ist es um die chinesische Konjunktur nicht gut bestellt“, sagte VP-Bank-Chefvolkswirt Gitzel.

Der Sieg von Donald Trump bei der US-Präsidentschaftswahl könnte die Lage der deutschen Exporteure künftig zusätzlich verschärfen. Dieser will Zölle von zehn oder 20 Prozent auf alle Importe aus der EU verhängen. Die USA sind der größte Abnehmer von Waren „Made in Germany“: Etwa zehn Prozent der Exporte landen in der größten Volkswirtschaft der Welt.

„Die Industriekonjunktur stellt sich angesichts der anhaltenden geopolitischen Unsicherheiten und der rückläufigen Auftragslage bis zuletzt noch sehr schwach dar“, erklärte das Bundeswirtschaftsministerium. Die zuletzt positive Entwicklung der Auftragseingänge insbesondere aus dem Ausland würden aber für eine Bodenbildung zum Jahreswechsel sprechen. Die Industrie allein senkte ihre Produktion von August auf September um 2,7 Prozent. Gedrosselt wurde sie vor allem von der Autobranche (minus 7,8 Prozent) und der Chemieindustrie (minus 4,3 Prozent). Die Maschinenbauer erhöhten dagegen ihren Ausstoß um 1,7 Prozent.


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