BIP

Deutsche Wirtschaft schrumpft - Investitionen gehen zurück

Berlin | 30.07.2025 | Reuters

Die deutsche Wirtschaft ist im zweiten Quartal wegen sinkender Investitionen geschrumpft. Das Bruttoinlandsprodukt sank von April bis Juni um 0,1 Prozent zum Vorquartal, wie das Statistische Bundesamt am 30. Juli zu seiner ersten Schätzung mitteilte. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten ein Minus in dieser Höhe erwartet. In den ersten drei Monaten des Jahres hatte es noch zu einem Wachstum von revidiert 0,3 (bisher: 0,4) Prozent gereicht. Im Frühjahr nahmen die Investitionen in Ausrüstungen und Bauten ab. „Die privaten und staatlichen Konsumausgaben stiegen dagegen“, so das Statistikamt.

Experten führen das Auf und Ab der deutschen Konjunktur auch auf den Handelskonflikt mit den USA zurück. „Die ersten beiden Quartale waren für die deutsche Wirtschaft stark von der spektakulären Zollpolitik der USA beeinflusst“, sagte DekaBank-Chefvolkswirt Ulkrich Kater. „Zuerst gab es Vorzieheffekte bei der Produktion, im zweiten Quartal wurde dann hauptsächlich abgewartet, wie sich die außenwirtschaftlichen Bedingungen entwickeln.“ Die Konjunkturdynamik in Deutschland dürfte auch im zweiten Halbjahr dürftig bleiben, „insbesondere im Vergleich zu vielen europäischen Nachbarn“.

Andere große Euro-Länder schnitten im zweiten Quartal weit besser ab. Frankreich, die nach Deutschland zweitgrößte Volkswirtschaft der Währungsunion, schaffte ein Plus von 0,3 Prozent. Spanien kam sogar auf ein Plus von 0,7 Prozent. Das leichte Minus für Deutschland im zweiten Quartal dürfte vor allem auf Sonderfaktoren zurückgehen, sagte Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer: „So haben die späte Lage des Osterfestes sowie zollbedingte Vorzieheffekte das erste Quartal begünstigt und das zweite Quartal entsprechend belastet.“

Blutleerer Aufschwung erwartet

Die deutsche Wirtschaft steht auch wegen der US-Zölle vor einem schwierigen zweiten Halbjahr. Zwar stieg der Ifo-Geschäftsklimaindex – das wichtigste deutsche Konjunkturbarometer – im Juli den fünften Monat in Folge. Es verharrt aber auf vergleichsweise niedrigem Niveau. „Der Aufschwung der deutschen Wirtschaft bleibt blutleer“, sagte deshalb Ifo-Präsident Clemens Fuest. Für das laufende Jahr sagen die Münchner Forscher lediglich ein Wachstum von 0,3 Prozent voraus. Europas größte Volkswirtschaft war sowohl 2023 als auch 2024 geschrumpft.

Die am 1. August erwarteten Zölle von 15 Prozent für Exporte von Waren aus der Europäischen Union in die USA dürften die deutsche Wirtschaft belasten. Vor dem Amtsantritt von US-Präsident Donald Trump im Januar lag der durchschnittliche Satz nur bei etwa 2,5 Prozent. „Der Zoll-Deal mit den USA wird neue Wachstumseinbußen nach sich ziehen“, sagte der Chefvolkswirt der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank, Alexander Krüger. Die Vereinigten Staaten sind der größte Abnehmer von Waren „Made in Germany“: 2024 setzten die deutschen Exporteure dort mehr als 161 Milliarden Euro um. Hinzu kommt, dass der Euro seit Jahresbeginn kräftig aufgewertet hat. Das verteuert deutsche Waren in anderen Währungsräumen.

Auch ein Konsumboom ist nicht in Sicht. Die Verbraucher zeigten sich zuletzt knausrig: Das für August berechnete Konsumklima-Barometer trübte sich um 1,2 auf minus 21,5 Punkte ein, wie die Institute GfK und NIM zu ihrer Umfrage mitteilten. „Die Verbraucher halten es mehrheitlich nach wie vor für ratsam, das Geld eher zurückzuhalten und nicht für größere Anschaffungen zu verwenden“, sagte NIM-Experte Rolf Bürkl.


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