Deutsche Inflationsrate steigt auf 3,7 Prozent - Sondereffekt bei Heizkosten
Höhere Heizkosten haben die Inflation in Deutschland im Dezember nach fünf Rückgängen in Folge erstmals wieder steigen lassen. Waren und Dienstleistungen kosteten 3,7 Prozent mehr als ein Jahr zuvor, wie das Statistische Bundesamt am Dienstag bestätigte. Im November war die Teuerungsrate noch auf 3,2 Prozent gefallen, den niedrigsten Stand seit rund zweieinhalb Jahren. Im Gesamtjahr 2023 zogen die Verbraucherpreise um 5,9 Prozent an – das ist der zweithöchste Wert seit der Wiedervereinigung, übertroffen nur von den 6,9 Prozent 2022.
Grund für den Anstieg am Jahresende ist ein Sondereffekt: Der Staat übernahm im Dezember 2022 einmalig die monatliche Abschlagszahlung für Erdgas und Fernwärme, um die Haushalte bei den Energiekosten zu entlasten, die nach dem russischen Angriff auf die Ukraine stark gestiegen waren. Diese Maßnahme wirkte sich damals dämpfend auf die Inflation aus, „im Dezember 2023 hatte sie folglich einen steigernden Effekt“, erklärten die Statistiker.
Dadurch verteuerte sich etwa Fernwärme um 58,4 Prozent, Erdgas um 34,0 Prozent. Energie insgesamt kostete daher 4,1 Prozent mehr als ein Jahr zuvor (November: -4,5 Prozent). Dabei blieben die Preise für Strom stabil. Leichtes Heizöl war sogar um 11,0 Prozent günstiger zu haben, während die Kraftstoffpreise um 1,1 Prozent zurückgingen. Preistreiber blieben im Dezember die Nahrungsmittel. Sie verteuerten sich um 4,6 (November: +5,5) Prozent. Bei Brot und Getreideerzeugnissen fiel der Aufschlag mit 8,2 Prozent überdurchschnittlich aus. Für Dienstleistungen wurden 3,2 (November: +3,4) Prozent mehr verlangt. Die Kerninflation – bei der Energie- und Lebensmittelpreise herausgerechnet werden – sank von 3,8 auf 3,5 Prozent.
Die nach europäischen Standards berechnete Inflationsrate für Deutschland kletterte im Dezember sogar auf 3,8 Prozent, nachdem sie sich im November mit 2,3 Prozent der Zielmarke der Europäischen Zentralbank (EZB) von zwei Prozent genähert hatte. Baldige Zinssenkungen lassen sich daraus nach Einschätzung vieler Ökonomen nicht ableiten. Die EZB hatte den Leitzins im Kampf gegen die Inflation auf 4,5 Prozent nach oben geschraubt. Beobachter halten ab Frühjahr eine erste Zinssenkung für möglich.
Im Januar könnte die Teuerung nach Prognose von Ökonomen erneut anziehen. So dürften die Energiepreise zulegen, da der CO2-Preis von 30 auf 45 Euro je Tonne gestiegen ist. Zudem ist die Preisbremse bei Gas und Strom ausgelaufen. Auf Speisen in Restaurants wird wieder die alte Mehrwertsteuer von 19 Prozent verlangt, nicht mehr die ermäßigte von sieben Prozent.