Ampel erwartet von Finanzbranche mehr Gelder für Wachstum von Start-ups
Die Bundesregierung erwartet von der Finanzbranche klare Zusagen, in den nächsten Jahren zusätzliche Milliarden in die Entwicklung von Start-ups zu stecken. Am Abend des 17. Septembers will die Ampel mitteilen, welche Summe dabei zusammengekommen ist. Es wird mit mindestens zehn Milliarden Euro gerechnet. Auch nach dem Ende der Zinserhöhungsphase in Europa stoßen neu gegründete und oft stark wachsende Unternehmen einer Umfrage zufolge bei ihrer Suche nach frischem Kapital auf viele Schwierigkeiten.
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) sprach bei einem Branchentreffen in Berlin dennoch von einer insgesamt guten Entwicklung. „Wir sehen mehr Kapital in die Start-up-Unternehmen reingehen. Hier wächst der neue deutsche Mittelstand.“ Es habe lange eine zu große Risikoscheu in Deutschland gegeben. Deswegen seien Profi-Investoren als auch Banken und Versicherungen nun aufgerufen, bis 2030 relevante Summen für die Branche bereitzustellen. Im Gegenzug werde man die Regeln für solche Investments entschlacken.
Start-ups finanzieren sich in der Regel nicht über Banken, sondern Investoren, weil sie oft noch Verluste schreiben und erst Strukturen aufbauen. Rund die Hälfte der befragten Firmen werten die aktuelle Investmentlage als schlecht, wie aus dem „Deutschen Start-up Monitor 2024“ des Branchenverbands hervorgeht, dessen Ergebnisse der Nachrichtenagentur Reuters vorab vorlagen. Gerade einmal 17 Prozent bezeichneten das Umfeld als gut.
Allerdings erwarteten 42 Prozent der Firmengründer eine baldige Besserung. Auch zu ihren jeweiligen Geschäftsaussichten äußerten sie sich optimistisch. Etwa 80 Prozent stellten Wachstum in Aussicht. Die aktuelle Geschäftslage bewerteten 39 Prozent der Befragten als gut, weitere 48 Prozent als befriedigend.
Große Start-ups sollen nicht mehr abwandern
Die Bundesregierung hat nach eigenen Angaben den Großteil ihrer Maßnahmen zur Stärkung von Start-ups bereits umgesetzt. 81 Prozent seien vollständig erledigt, hieß es in einem Bericht, den das Wirtschaftsministerium veröffentlichte. Bei 17 Prozent der Maßnahmen seien bereits konkrete Vorbereitungen unternommen worden. Nur zwei Prozent der Vorhaben seien bislang nicht umgesetzt. Zum Beispiel wurde noch kein Dialog mit der Branche zur betrieblichen Mitbestimmung eingeleitet.
Im Umfeld des FDP-geführten Finanzministeriums hieß es, in späteren Finanzierungsphasen würden größere Start-ups oft in andere Länder gelockt. Die USA, aber auch Frankreich seien deutlich voraus. Dies solle nun geändert werden. Der Markt für Wagniskapital in den USA sei beispielsweise im Verhältnis zur jeweiligen Wirtschaftskraft drei Mal größer, in Frankreich seien es 70 Prozent. Laut Digitalverband Bitkom sind nicht einmal ein Fünftel der Start-ups der Auffassung, dass es hierzulande ausreichend Wagniskapital gibt. 80 Prozent hätten zudem aufgrund der konjunkturellen Eintrübung zuletzt eine Zurückhaltung bei Investoren festgestellt.
„Im ersten Halbjahr 2024 wurden 1384 Start-ups in Deutschland neu gegründet – 15 Prozent mehr als im zweiten Halbjahr 2023“, konterte Habeck. „Aktuell sind über 520.000 Mitarbeitende bei Startups beschäftigt – und 80 Prozent der jungen Unternehmen wollen dieses Jahr weitere Mitarbeitende einstellen.“ 31 sogenannte Einhörner gebe es in Deutschland – Start-ups mit einer Bewertung von mehr als einer Milliarde Dollar. Laut Wirtschaftsministerium siedeln sich Start-ups häufig im Umfeld von Hochschulen und Forschungseinrichtungen an. Große Zuwächse gab es 2023 im Bereich Künstlicher Intelligenz, mit einem Plus von 67 Prozent bei den Neugründungen.