- Marktposition ausgebaut
- Regionale Präsenz gestärkt
- Stabile Ertragslage
- Innere Substanz nochmals dotiert
Ingo Stockhausen, Vorstandsvorsitzender: „Das vergangene Jahr war zweifellos erneut anspruchsvoll und von zahlreichen Herausforderungen geprägt. Die Spuren der Pandemie waren zu Beginn des Jahres noch präsent und die Folgen des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine begleiten uns bis in die Gegenwart. Wir spürten die Auswirkungen in unserem Alltag und in finanzieller Sicht in nahezu allen Bereichen des Konsums sowie der Energieversorgung.
Abseits dieser belastenden Ereignisse gibt es auch positive Entwicklungen. Die Pandemie ist weltweit überwunden, wir haben uns allmählich aus der Abhängigkeit von russischem Gas befreit und setzen verstärkt auf erneuerbare Energien. Doch neue Schwierigkeiten warten: Der Krieg in der Ukraine dauert an, die Lage im Nahen Osten ist unberechenbar und die Auswirkungen des Klimawandels werden immer spürbarer. Die Inflationsraten entwickeln sich zwar sukzessive zurück, das erreichte Preisniveau belastet jedoch weiterhin insbesondere die privaten Konsum- und Investitionsausgaben. Deutschland verzeichnet das niedrigste Wirtschaftswachstum der G7-Staaten, auch die Unternehmen halten sich mit Investitionen zurück und suchen gleichzeitig intensiv nach Fachkräften.
Was diese Herausforderungen von früheren unterscheidet, ist ihre Gleichzeitigkeit. Wir stehen vor einer komplexen Situation, die unser aller Engagement erfordert. Die Wissenschaft spricht vom Anthropozän, einem neuen Erdzeitalter, das von den Auswirkungen menschlichen Handelns geprägt ist. Diese Auswirkungen werden vermutlich für die nächsten Jahrhunderte spürbar sein, gleichzeitig liegt es aber auch in unserer Verantwortung, dieses Zeitalter zum Besseren zu wenden.
Auch die Volksbank Oberberg übernimmt Verantwortung
Nachhaltigkeit ist für uns als Genossenschaftsbank kein neues Thema, sondern fest in unserem Genossenschaftsmodell, das wirtschaftlichen Erfolg mit gesellschaftlicher Verantwortung verbindet, verankert.
Wir engagieren uns nicht nur im Bankgeschäft, sondern übernehmen zusätzliche Verantwortung, indem wir sichere Arbeitsplätze schaffen, gemeinnützige Organisationen vor Ort unterstützen und aktiv zu einer Region beitragen, in der es sich gut wirtschaften und leben lässt.
In der Gesamtbetrachtung sämtlicher Rahmenbedingungen würde der Pessimist vielleicht sagen, dass wir in der Bewältigung der Krisen unserer Zeit auch ökonomisch leiden. Der Optimist hingegen wird erwidern, dass dies immer auch Phasen sind, um zu lernen sowie sich der Chancen und Möglichkeiten zuzuwenden. Wir haben die Schwierigkeiten erfolgreich gemeistert, einige Möglichkeiten nutzen können und unser Geschäft weiter mit Augenmaß betrieben.
Vor diesem Hintergrund können wir uns über eine prosperierende Neugeschäftsentwicklung und ein gutes Jahresergebnis freuen. Für unsere Mitglieder, Kundinnen und Kunden haben wir uns erneut als verlässlicher Partner erwiesen und unsere gute Positionierung im regionalen Markt nicht nur bestätigt, sondern weiter spürbar ausgebaut. Über die einzelnen Entwicklungen und Ergebnisse des Geschäftsjahres 2023 möchten wir Sie im Folgenden informieren:
Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen des Jahres 2023 im Überblick
Die wirtschaftliche Lage in Deutschland war im Jahr 2023 von Rahmenbedingungen geprägt, die zu einem Rückgang des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 0,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr führten. Eine lahmende Weltkonjunktur, die uns als exportorientierte Nation besonders trifft sowie eine deutliche Konsum- und Investitionszurückhaltung der Verbraucher wirkten sich negativ auf die deutsche Wirtschaft aus.
Die Geldpolitik der Notenbanken war durch weitere restriktive Maßnahmen geprägt. So folgte auch die EZB ihrem 2022 eingeschlagenen Kurs mit weiteren sechs Leitzinserhöhungen.
Last but not least zwingt auch das Haushaltsurteil des Bundesverfassungsgerichts aus November 2023 die Regierung zu Sparmaßnahmen, was zu Unsicherheiten und Widerständen führt.
Geschäftsentwicklung und Ertragslage der Volksbank Oberberg im Berichtsjahr:
- Das Kundengeschäftsvolumen und die Marktposition konnten weiter ausgebaut werden.
- Die Ertragslage zeigte sich auf einem stabilen und guten Niveau.
- Die Kapitalquoten und die Reserven der Bank haben sich weiter positiv entwickelt.
Die Entwicklung im Einzelnen:
In dem beschriebenen anspruchsvollen Markt- und Wettbewerbsumfeld setzte die Bank ihre erfolgreiche Entwicklung fort und baute ihre Marktposition im Privat- und Firmenkundengeschäft weiter aus. Das betreute Kundenvolumen stieg um 553 Millionen Euro oder 7,6 Prozent auf insgesamt 7,9 Milliarden Euro. Die Bilanzsumme der Bank kletterte um 3,1 Prozent auf über 4,5 Milliarden Euro.
Die Zahl der netto neu gewonnenen Vollbankverbindungen erreichte mit einem kräftigen Plus von vier Prozent einen neuen Höchststand, was die Richtigkeit der unverändert dezentralen Ausrichtung als wesentliches Merkmal der geschäftspolitischen Strategie unterstreicht. Auch die Zahl der Mitglieder und Miteigentümer der Bank erhöhte sich zum Jahresende um 2,6 Prozent auf rund 44.000 Teilhaber.
Das Kundenkreditgeschäft der Bank war zwar weiterhin in besonderem Maße von den schwierigen gesamtwirtschaftlichen Rahmenbedingungen betroffen, entwickelte sich aber dennoch planvoll. Bei Kreditzusagen in Höhe von 635 Millionen Euro stieg das betreute Kreditvolumen um 173 Millionen Euro oder 4,6 Prozent auf 3,9 Milliarden Euro.
Ein lebhaftes Kundeneinlagengeschäft sowie ein positives Börsenumfeld führten zu einem kräftigen Anstieg des betreuten Kundenanlagevolumens um 380 Millionen Euro oder 10,6 Prozent auf vier Milliarden Euro.
Die Ertrags- und Aufwandspositionen der Bank sind insbesondere aufgrund der turbulenten Geld- und Kapitalmarktverhältnisse von zahlreichen Sonderfaktoren geprägt. Bei einer weiterhin entspannten Risikosituation im Kundenkreditgeschäft sowie bei den Positionen im Eigenhandel der Bank wird der Jahresüberschuss nach Steuern mit 10,6 Millionen Euro voraussichtlich leicht über dem Vorjahreswert liegen.
Die Cost-Income-Ratio verbessert sich nochmals auf 54,3 (Vorjahr 56,6) und unterstreicht somit die weiterhin gute betriebswirtschaftliche Verfassung der Bank. Seit Ausbruch der Finanzmarktkrise ist die Eigenkapitalausstattung der Banken verstärkt in den Fokus der Bankenaufsicht gerückt. Dabei haben sich die europäischen Eigenkapitalanforderungen in den letzten Jahren nochmals verschärft.
Die gute und gewöhnlich oberhalb unserer Planungen liegende Ertragssituation der letzten zwei Dekaden führte dazu, dass wir nicht nur mit den steigenden aufsichtsrechtlichen Kapitalanforderungen Schritt halten, sondern den Spielraum der Risikotragfähigkeit noch vergrößern konnten. Eine entscheidende Grundlage für das Vertrauen der Kunden in die Solidität und Robustheit unserer Bank und eine zwingende Voraussetzung für künftiges Wachstum, insbesondere im Kundenkreditgeschäft.
Unsere Mitglieder profitieren stets vom wirtschaftlichen Erfolg der Bank
Vorstand und Aufsichtsrat werden der Vertreterversammlung am 11. Juni 2024 eine Steigerung der Dividendenzahlung auf drei Prozent vorschlagen. Darüber hinaus erhalten unsere Mitglieder weitere Vorteile durch die Nutzung von MeinPlus. Dazu gehören Vergünstigungen bei unseren mittlerweile 150 Partnerunternehmen in der Region sowie bundesweit bei über 17.000 Kooperationspartnern. Auch vergünstigte Versicherungsleistungen gehören zu den Mehrwerten.
Gesellschaftliches Engagement hat für uns als Genossenschaftsbank einen hohen Stellenwert
Jedes Jahr unterstützen wir gemeinnützige Organisationen in unserem Geschäftsgebiet mit erheblichen Beträgen, insbesondere zur Förderung von Sport, Kultur und Jugendarbeit. Im Jahr 2023 haben wir lokale Vereine und Institutionen mit insgesamt 500.000 Euro unterstützt und werden dieses finanzielle Engagement fortsetzen.
In einer wegweisenden Premiere organisierte und moderierte die Bank gemeinsam mit dem Genoverband e.V. einen Workshop für unsere vier Schülergenossenschaften. Die Städtische Realschule Gummersbach-Hepel, die Städtische Realschule Waldbröl, die Sekundarschule im Walbachtal und das Hollenberg-Gymnasium Waldbröl trafen sich erstmals zu einem gemeinsamen Austausch in unserem Forum.
Unser tief verankertes Engagement für die Jugend zeigt sich in unserer Mitgliedschaft bei KURS, einem Kooperationsnetzwerk von Unternehmen und Schulen in der Region Köln. Durch die Partnerschaft unterstützen wir aktiv 14 weiterführende Schulen mit praxisnahem Unterricht und Bankbesuchen für Schülerinnen und Schüler.
Wir möchten jungen Menschen Wirtschaftsthemen näherbringen und bei der Berufsorientierung unterstützen. Ein erfreuliches Ergebnis ist die regelmäßige Integration von Schülerpraktikanten in unser Team, von denen viele den Weg in eine Ausbildung bei uns finden. Dies betont nicht nur unseren Beitrag zur Bildungsförderung, sondern unterstützt junge Menschen auf ihrem Weg in die Berufswelt.
Die Baumesse „meinZuhause!“ in Gummersbach, die wir seit 2007 als Regionalpartner begleiten, hat sich in der Region etabliert und bietet den heimischen Unternehmen eine hervorragende Plattform. Die erste Veranstaltung „Hurra, wir bekommen ein Baby!“ des Klinikums Oberberg und der Volksbank Oberberg war ein voller Erfolg und bot werdenden Eltern kostenlose Informationen zur Geburtsvorbereitung.
Zum 16. Mal veranstalteten wir gemeinsam mit unserem Medienpartner einen Leserwettbewerb. Das Thema des diesjährigen Wettbewerbs war „Mein Lieblingsfest“, wobei die Gewinnerinnen und Gewinner Preise im Gesamtwert von 3.500 Euro erhielten.
Unsere regelmäßigen Mitgliederinformationsabende – diesmal – mit Gastredner Wolfgang Bosbach fördern den Dialog. Im vergangenen Jahr waren wir in Bergneustadt und Engelskirchen mit Hunderten Mitgliedern.
Auch unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter engagieren sich für soziale Zwecke. Unter anderem unterstützten sie die Jugendfeuerwehr Nümbrecht mit 5.000 Euro aus der Aktion „Abrunden für den guten Zweck“ und überreichten dem Verein „Freunde und Förderer der Hospizarbeit in Wiehl e.V.“ eine riesige Menge selbstgebackener Weihnachtsplätzchen, die auf den Weihnachtsmärkten in Engelskirchen und Wiehl-Bielstein verkauft wurden.
Unser Crowdfunding-Portal „Viele schaffen mehr“ hat bereits 100 Projekte mit 15.000 Unterstützern, einer Gesamtsumme von 590.000 Euro und einem Co-Finanzierungsanteil der Bank in Höhe von 141.000 Euro realisiert.
Über die Gehälter unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die Dividendenzahlungen an unsere Mitglieder und die Steuerzahlungen leisteten wir im vergangenen Jahr einen wichtigen Beitrag als regionaler Wirtschaftsfaktor in Höhe von 46 Millionen Euro.
Unser Team
Wenn wir an dieser Stelle regelmäßig unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter lobend und anerkennend erwähnen, so ist dies für uns eine angenehme Pflicht gegenüber den Menschen, die in einem weiteren Ausnahmejahr hervorragende Arbeit sowohl im Interesse unserer Mitglieder, Kundinnen und Kunden als auch für den Erfolg der Volksbank Oberberg geleistet haben.
Aktuell beschäftigen wir 441 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und bilden darüber hinaus 37 junge Menschen zu Bankkaufleuten aus. Zu Beginn des aktuellen Ausbildungsjahres im vergangenen Sommer haben 15 junge Damen und Herren ihre Ausbildung bei der Volksbank Oberberg begonnen. Ebenso haben im Jahr 2023 13 Kolleginnen und Kollegen ihre Ausbildung erfolgreich abgeschlossen. Die Absolventinnen und Absolventen, die in ein Angestelltenverhältnis übernommen wurden, finden nun in einer der Geschäftsstellen bzw. in den Fachbereichen ein interessantes Arbeitsumfeld vor, in dem sie ihre jeweiligen Aufgaben bestmöglich und mit Begeisterung erfüllen werden.
Im vergangenen Jahr durften wir 31 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für 10-, 25-, 40- und sogar 50-jährige Betriebszugehörigkeit ehren.
Ausblick auf das Geschäftsjahr 2024
Ökonomen befürchten, dass es 2024 nicht zu einem wirklichen Aufschwung kommen wird. Die Prognosen deuten eher auf ein mögliches Negativwachstum oder höchstens auf ein bescheidenes Wachstum zwischen null und einem Prozent hin. Die Weltkonjunktur bleibt schwach, das Preisniveau weiterhin hoch, der Arbeitsmarkt strapaziert und die geopolitischen Unsicherheiten groß.
Für den Finanzierungsmarkt erwarten wir ein leicht sinkendes Niveau bei den langfristigen Zinsen. Die EZB sollte ihre zuletzt restriktive Geldpolitik spätestens im zweiten Halbjahr 2024 aufgeben und mit ersten Leitzinssenkungen aufwarten. Die Aussicht auf Zinssenkungen sollte den Wohnungsbau beleben und den Aktienmärkten nach zuletzt erfolgten Korrekturen im Jahresverlauf 2024 Rückenwind mit guten Renditechancen geben. Die klassischen Bankeinlagen werden im Umfeld weiterhin vorhandener hoher Liquidität eine durchaus attraktive Verzinsung bieten.
Der Arbeitsmarkt wird auch 2024 vom Kräftemangel geprägt sein und bleibt insofern ein wesentlicher Engpassfaktor für Unternehmen fast aller Branchen. Die fortschreitende Digitalisierung von Prozessen etc. wird kurzfristig nicht zur Entlastung führen, da die digitale Transformation durch Menschen erfolgt und insofern zusätzliche Kapazitäten bindet. Wir werden in die Weiterentwicklung unserer digitalen Angebote investieren, um den wachsenden Anforderungen unserer Kundinnen und Kunden gerecht zu werden.
Die Finanzbranche sieht sich einem anhaltend intensiven Wettbewerb mit Margen- und Kostendruck ausgesetzt. Insofern erwarten wir auch in der Zukunft weitere strukturelle Anpassungen in Form von Kooperationen, Fusionen, Geschäftsstellenschließungen und Personalabbau.
Wir bleiben im Ausblick auf das laufende Geschäftsjahr trotz der beschriebenen Rahmenbedingungen grundsätzlich optimistisch. Wir halten an unserer dezentralen Ausrichtung fest, investieren in Standorte sowie Personal und verfolgen weiterhin qualitative Wachstumsstrategien.
Lebendige Filialen sowie kompetente Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bilden auch künftig das Fundament unserer Geschäftspolitik, die ausschließlich auf den Kundenbedarf fokussiert bleibt.
Wir wollen unsere Marktposition im Privat- sowie Firmenkundengeschäft und somit auch die Relevanz unserer Bank für die Menschen in der Region weiter ausbauen. Die Ertragslage sollte sich 2024 auf dem guten Niveau der Vorjahre bewegen und damit eine weitere Stärkung unserer inneren Substanz ermöglichen.
Ich bedanke mich herzlich für Ihre Aufmerksamkeit.“
Statement des Aufsichtsratsvorsitzenden Dr. Udo Meyer zu Veränderungen im Vorstand
„Der Vorstandsvorsitzende der Volksbank Oberberg eG, Herr Ingo Stockhausen, verlässt nach 43 Dienstjahren, davon 25 Jahre als Vorstand und 18 Jahre als Vorsitzender des Gremiums, die Bank zum 31. Mai dieses Jahres und begibt sich in den wohl verdienten Ruhestand.
Der Aufsichtsrat der Volksbank Oberberg hat schon im letzten Jahr die Entscheidung getroffen, Herrn Andreas Neumann zum 1.6.2024 in den Vorstand der Bank zu berufen.
Herr Neumann wird mit Aufnahme seiner Tätigkeit als Nachfolger von Herrn Frank Dabringhausen, der Herrn Stockhausen in das Amt des Vorstandsvorsitzenden folgt, dann stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Volksbank Oberberg eG werden. Das Vorstandsmitglied Jörn Richling führt sein Amt in der bisherigen Funktion auch künftig fort.
Herr Neumann hat 2006 seine Ausbildung in der Volksbank Oberberg eG begonnen und wir freuen uns ausdrücklich, dass wir mit seiner Berufung in den Vorstand unserer Bank ein weiteres „Eigengewächs“ der Volksbank Oberberg für diese verantwortungsvolle Aufgabe gewinnen konnten.“