Inflation stabil auf EZB-Zielmarke: "Argument gegen Zinssenkung"
Die Inflation im Euroraum hält sich stabil auf der Zielmarke der EZB und spricht damit eher gegen eine baldige Zinssenkung. Die Jahresteuerungsrate verharrte im Juli bei 2 Prozent, nachdem im Juni dasselbe Niveau erreicht worden war, wie das EU-Statistikamt Eurostat am 1. August auf Basis einer ersten Schätzung mitteilte. Von Reuters befragte Experten hatten für Juli einen niedrigeren Wert von 1,9 Prozent veranschlagt. Die Europäische Zentralbank (EZB) peilt mittelfristig ein Ziel von 2 Prozent an, da sie diese Inflationsmarke als optimal für die Konjunktur ansieht.
Die Inflation bei den Dienstleistungen war im Juli noch immer recht hoch: Mit 3,1 Prozent war die Teuerung in diesem Sektor jedoch nicht mehr so kräftig wie im Juni mit 3,3 Prozent. Als stärkerer Inflationstreiber erwiesen sich die Preise für Lebensmittel, Alkohol und Tabak: Sie erhöhten sich im Juli sogar um 3,3 Prozent. Die Energiepreise sanken hingegen um 2,5 Prozent und dämpften damit den Preisauftrieb insgesamt. Die Kerninflation, bei der die oft schwankenden Preise für Energie, Lebensmittel, Alkohol und Tabak außen vor bleiben, verharrte bei 2,3 Prozent. Die EZB verfolgt dieses Maß besonders genau, da es zugrundeliegende Inflationstrends gut anzeigt.
„Die Inflation im Euroraum pendelt sich bei zwei Prozent ein. Mit Blick auf die weiter darüber liegende Kerninflation ist es allerdings fraglich, ob die Inflationsrate bis zum Frühjahr nächsten Jahres wirklich unter 1,5 Prozent fällt, wie es die EZB erwartet“, analysierte Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer. Dies sei ein weiteres Argument dagegen, dass die EZB ihren Einlagensatz im September erneut senkt.
Messlatte für Zinssenkung liegt wohl hoch
Nach einer Serie von sieben Schritten nach unten in Folge pausierte die EZB zuletzt und beließ den Einlagensatz bei 2 Prozent, über den sie den geldpolitischen Kurs steuert. Angesichts des transatlantischen Zollstreits und der noch nicht absehbaren Folgen für Inflation und Konjunktur im Euroraum ist die Zentralbank EZB-Chefin Christine Lagarde zufolge in einen Modus von „Warten und Beobachten“ gewechselt.
Der Chefvolkswirt der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank, Alexander Krüger, gibt zu bedenken, dass durch die Zoll-Deals Lieferketten weltweit „gestresst“ seien, wodurch Kostendruck entstehe: „Wegen bestehender Inflationsunsicherheiten ist die EZB gut beraten, ihre Zinspause beizubehalten. Die sich haltende Wirtschaft im Euroraum gibt ihr Spielraum dazu.“ Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im Währungsraum legte von April bis Juni zum Vorquartal um 0,1 Prozent zu, womit die Wirtschaft in der Wachstumsspur gehalten wurde.
Die Währungshüter in Frankfurt legen die Messlatte für eine Zinssenkung im September offenbar hoch an. Insider berichteten Reuters, dass für sie ein solcher Schritt bei einer deutlichen Verschlechterung mit Blick auf Wirtschaftswachstum und Inflation infrage käme.