ZEW-Konjunkturerwartungen fallen zum ersten Mal seit einem Jahr
Börsenprofis blicken nach einer langen Phase wachsender Zuversicht wieder pessimistischer auf die deutsche Konjunktur. Das Barometer für die Erwartungen in den kommenden sechs Monaten sank im Juli um 5,7 Punkte auf 41,8 Zähler, wie das Mannheimer Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) am Dienstag zu seiner Umfrage unter 158 Analysten und Anlegern mitteilte. Damit erhält die Stimmung nach elf Anstiegen des ZEW-Index in Folge einen Dämpfer. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten für Juli nur mit einem Rückgang auf 42,3 Punkte gerechnet.
„Der wirtschaftliche Ausblick trübt sich ein. Zum ersten Mal seit einem Jahr sinken die Konjunkturerwartungen für Deutschland“, sagte ZEW-Chef Achim Wambach. Dazu beigetragen haben demnach die im Mai stärker als erwartet gesunkenen Exporte, die politische Unsicherheit in Frankreich und die Unklarheit über die weitere Geldpolitik der EZB.
Die hiesige Wirtschaft war Anfang des Jahres um 0,2 Prozent gewachsen und damit einer Rezession knapp entgangen. Die Konjunkturerholung dürfte sich dem Bundeswirtschaftsministerium zufolge allerdings weiter verzögern. Es verwies in seinem Monatsbericht auf die jüngst eingetrübten Stimmungsindikatoren und die erneuten Rückgänge bei Aufträgen und Produktion, was die anhaltende Schwäche in der stark exportorientierten deutschen Industrie zeige.
Die Ampel-Spitzen hatten jüngst nach monatelangen Verhandlungen neben einem Haushaltskompromiss auch 49 Maßnahmen zur Stärkung des Standorts Deutschland vorgestellt. Dazu gehören unter anderem bessere Abschreibungsbedingungen für Unternehmen, eine ausgeweitete Forschungszulage, steuerliche Entlastungen für die Mittelschicht sowie ein Abbau der Bürokratie. Nach Einschätzung des Bundeswirtschaftsministeriums dürfte dies die Perspektiven für eine Konjunkturbelebung in der zweiten Jahreshälfte verbessern.