"Wirtschaft zeigt nahezu depressive Züge"
Wenig Investitionen und schwacher Konsum belasten den deutschen Mittelstand massiv. Die Lage bei kleinen und mittleren Firmen bleibe auch im Herbst 2024 und somit das zweite Jahr in Folge angespannt, teilte die Wirtschaftsauskunftei Creditreform am 30. September zu einer Umfrage mit. „Die deutsche Wirtschaft zeigt nahezu depressive Züge und die Stagnation hält damit hartnäckig an“, sagte Creditreform-Chefökonom Patrik-Ludwig Hantzsch. „Es ist 20 Jahre her, dass das Geschäftsklima im Mittelstand zuletzt zwei Jahre in Folge negativ war.“ Damals habe sich Deutschland in einer tiefen Wirtschaftskrise befunden, die umfangreiche Reformen notwendig gemacht habe, wie die Hartz-Gesetze für den Arbeitsmarkt. „Aktuell erscheint die Lage ähnlich.“
Der Creditreform Geschäftsklimaindex, der auf einer Umfrage unter gut 1.200 Unternehmen basiert, sank demnach auf minus 4,8 Punkte (Vorjahr: minus 1,2 Punkte). Die Geschäftserwartungen im Mittelstand seien äußerst verhalten und hätten sich gegenüber dem Vorjahr weiter verschlechtert. „Die schlechte Stimmung der Unternehmer rührt auch daher, weil sie keine positiven Impulse erkennen können, die die Lage absehbar positiv verändert“, erläuterte Hantzsch. „So hält die Stagnation an und weitet sich im schlimmsten Fall zu einer Rezession aus.“
Ein weiterer Beleg für die große Unsicherheit im Mittelstand sei die dauerhaft geringe Investitionsbereitschaft. Diese habe sich nach einem starken Rückgang im Vorjahr nur minimal erholt. Derzeit planten gut 40 Prozent der Unternehmen Investitionen, was weiter unter dem Durchschnitt der vergangenen zehn Jahre liege. „Unsichere Wirtschaftsaussichten und fehlende Liquidität hemmen die Investitionspläne“, erklärte Creditreform.
Die maue Lage belastet auch den Arbeitsmarkt. Im Mittelstand ging die Zahl der Beschäftigten erstmals seit vielen Jahren zurück: 21,2 Prozent der Unternehmen meldeten einen Personalabbau (Vorjahr: 16,0 Prozent) und gleichzeitig stellten weniger Firmen neues Personal ein. Nur 15,5 Prozent der Betriebe erhöhten ihre Belegschaft (Vorjahr: 18,5 Prozent). „Die schwache Auftragslage und der Fachkräftemangel sind die Hauptursachen für den aktuellen Personalabbau“, sagt Hantzsch. Eine schnelle Wende sei nicht in Sicht. „Die Einstellungsbereitschaft im Mittelstand ist auf den niedrigsten Stand in den letzten zehn Jahren gesunken.“ Die Unternehmen benötigten dringend Wachstumsimpulse.