IMK-Studie

Weniger Feiertage kurbeln Wirtschaft nicht an

Berlin | 20.06.2025 | Reuters

Die Abschaffung von Feiertagen bringt laut einer Studie keinen Wachstumsschub für die deutsche Wirtschaft. Zu diesem Ergebnis kommt eine neue Studie des gewerkschaftsnahen Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung. Forscher des Instituts haben konkrete Fälle aus den vergangenen 30 Jahren untersucht, darunter die Abschaffung des Buß- und Bettages 1995 in fast allen Bundesländern und die Einführung des Frauentags als Feiertag in Berlin 2019.

In Sachsen entwickelte sich das Bruttoinlandsprodukt 1995 stärker als im Rest Deutschlands, obwohl der Freistaat als einziges Bundesland den Buß- und Bettag beibehielt. Das nominale BIP wuchs in Sachsen damals um 9,7 Prozent, während der Bundesschnitt bei 3,4 Prozent lag. Der Vorsprung gegenüber Sachsen-Anhalt und Thüringen, die den Feiertag strichen, betrug 3,7 beziehungsweise 4,3 Prozentpunkte. Auch Berlin verzeichnete 2019 nach Einführung des Internationalen Frauentags als Feiertag ein um zwei Prozentpunkte höheres Wirtschaftswachstum als der Bundesdurchschnitt.

Forscher: Debatte um Abschaffung nicht zielführend

Dass ein Feiertag weniger keinen klaren positiven Einfluss auf die Wirtschaftsleistung hat, erklären die Forscher des IMK einerseits mit der Flexibilität einer modernen Volkswirtschaft: Unternehmen planen demnach die Abarbeitung ihrer Aufträge so, dass diese möglichst nicht an Feiertagen stattfindet, auch, weil dann Zuschläge gezahlt werden. Unklar ist, ob ohne diese Feiertage tatsächlich über das Jahr mehr produziert würde – wie es die Befürworter von Streichungen annehmen –, oder ob die Produktion nur anders verteilt würde. Viel spricht aber laut IMK dafür, dass – auch in Zeiten vielerorts beklagten Fachkräftemangels – die Nachfragesituation der Unternehmen der bestimmende und begrenzende Faktor für die Produktion ist.

„Die Gleichung: Wenn Feiertage wegfallen, steigt das Wachstum, geht offensichtlich nicht auf. Denn sie ist zu simpel und wird einer modernen Arbeitsgesellschaft nicht gerecht“, sagte Sebastian Dullien, wissenschaftlicher Direktor des IMK. Er fügte hinzu: „Die Forderung nach einem solchen Schritt zur Wachstumsförderung ist deshalb nicht zielführend.“


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