Mittelstand

Nachfolger fehlen: So viele Mittelständler wie noch nie erwägen Geschäftsaufgabe

Berlin | 10.01.2025 | Reuters

Wegen einer fehlenden Nachfolgelösung erwägen so viele Mittelständler wie noch nie eine Geschäftsaufgabe. Bis Ende des Jahres 2025 hegen rund 231.000 Inhaber von mittelständischen Unternehmen, die bereits konkret ihren persönlichen Rückzug planen, entsprechende Stilllegungspläne. Das seien 67.500 mehr als ein Jahr zuvor, wie aus der am Freitag veröffentlichten Studie der staatlichen Förderbank KfW hervorgeht. Mittelfristig – also binnen drei bis fünf Jahren – ziehen noch einmal rund 310.000 Unternehmer, die bereits wissen, dass sie aus ihrer Firma ausscheiden, eine Schließung in Betracht. „Es zeichnen sich massive Lücken in den Führungsetagen mittelständischer Unternehmen ab“, sagte der Mittelstandsexperte bei KfW Research, Michael Schwartz.

Hauptgrund für die Pläne zur Betriebsstilllegung ist sehr oft das Alter. Das Durchschnittsalter der mittelständischen Unternehmerschaft liegt den Angaben nach bei 54 Jahren. 39 Prozent sind sogar 60 Jahre oder älter – in der deutschen Gesamtbevölkerung seien das nur rund 30 Prozent. „Die demografische Entwicklung bei den Inhaberinnen und Inhabern im Mittelstand schreitet noch schneller voran als in der Gesamtbevölkerung Deutschlands“, sagte Schwartz. Es sei davon auszugehen, dass etwa 43.000 Unternehmen ihren Wunsch nach einer kurzfristigen Nachfolgeregelung aller Wahrscheinlichkeit nach nicht mehr umsetzen können.

Der Engpass bei der Unternehmensnachfolge ist der KfW zufolge die zu gering besetzte nachrückende Gründergeneration. In dieser wiederum hätten zudem nur wenige Personen Interesse daran, auf bereits bestehende Unternehmensstrukturen zurückzugreifen. Gegenwärtig gebe es jährlich weniger als halb so viele Übernahmegründungen wie Unternehmen mit Nachfolgebestrebungen im Mittelstand.

„Die Problematik der fehlenden Unternehmensnachfolgen im Mittelstand wird sich absehbar verschärfen“, sagte Schwartz. „Wir benötigen in Deutschland nachhaltig mehr Gründungsbereitschaft.“ Selbstständigkeit müsse sichtbarer werden. Dazu gehörten Ansätze, bereits in Schulen ein „unternehmerisches Mindset“ zu vermitteln. Auch sollte bei Berufsberatungen der Blick geweitet werden.


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