Konjunktur

Deutschland sorgt für mehr Konjunkturoptimismus im Euroraum

Berlin | 10.06.2025 | Reuters

Börsianer blicken wegen der anziehenden Konjunktur in Deutschland auch wieder optimistischer auf die Wirtschaft in der Euro-Zone. „Euroland profitiert von einer Erholung in Deutschland“, erklärte die Beratungsfirma Sentix am Dienstag zu ihrer monatlichen Umfrage unter rund 1055 Investoren. Der Konjunkturindex für die Euro-Zone stieg demnach im Juni um 8,3 Punkte auf plus 0,2 Zähler und damit auf den höchsten Stand seit einem Jahr. Die Anleger bewerteten Lage und Aussichten jeweils deutlich besser. „In den letzten Jahren wirkte die Stagnation der deutschen Wirtschaft immer wieder wie ein Bremsklotz für die europäische Konjunktur“, sagte Sentix-Geschäftsführer Patrick Hussy. Nun profitierten die Sentix-Daten in der Euro-Zone von der Aufholbewegung, die von Deutschland ausgehe. Auch Daten aus Spanien und Italien signalisierten, dass die Wirtschaft der Euro-Zone langsam wieder Oberwasser gewinnt.

Das Sentix-Barometer für Deutschland kletterte auf den höchsten Stand seit März 2022, als der Angriff Russlands auf die Ukraine für einen Einbruch sorgte. „Das Ergebnis kann zwar nicht wegleugnen, dass es der deutschen Wirtschaft immer noch schlecht geht“, sagte Hussy zum vierten Anstieg der Lage-Komponente in Folge. Deutschland komme aber zugute, „dass es seitens der EU keine Signale für eine unmittelbar bevorstehende Eskalationsspirale in Sachen Zollstreit gegeben hat“. Die neue Bundesregierung unter Kanzler Friedrich Merz setze in der Außen- und Migrationspolitik erste Akzente, die bei Investoren positiv ankämen.

Auch für die USA als größte Volkswirtschaft der Welt gebe es positive Signale. „Der Schockzustand für die USA durch die Zollpolitik lässt langsam nach“, erklärte Sentix zum Vorgehen von US-Präsident Donald Trump. Dieser hatte gegen die meisten Handelspartner Zollerhöhungen verhängt, wovon einige wegen laufender Verhandlungen aber noch ausgesetzt sind. „Insgesamt atmet die Weltwirtschaft auf, auch wenn der US-Zollschock noch nicht ganz aufgearbeitet ist“, betonte Hussy.

Allerdings sei für die US-Wirtschaft ein Abschwung-Szenario noch nicht vom Tisch. Auch eine schnelle Unterstützung der US-Notenbank Fed bleibe eher unwahrscheinlich, wenn die Import-Zölle die US-Inflation anheizen sollten. Die Umfrage-Daten zeigten deutlich, „dass Trump mit seiner erratischen Zollpolitik vor allem die USA selbst beschädigt hat“.

Spaniens Wirtschaft robust – Italiens Industrie im Aufwind

Die USA verhandeln derzeit mit China über Zölle, auch mit der Europäischen Union steht eine Einigung aus. Experten von Deutsche Bank Research gehen davon aus, dass der Handelskonflikt in der Euro-Zone und Deutschland im laufenden zweiten Quartal „die Konjunktur belasten, aber nicht abwürgen wird“. Die Analysten erhöhten jüngst ihre Wachstumsprognose 2025 für die Wirtschaft in der Währungsunion auf 0,8 (von 0,5) Prozent.

Spaniens Wirtschaft hatte zum Jahresauftakt kräftig um 0,6 Prozent zugelegt. Die Notenbank des Landes geht davon aus, dass das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im Frühjahrsquartal ähnlich stark um 0,5 bis 0,6 Prozent zulegt. In den kommenden Quartalen dürfte sich die allmähliche Abschwächung der spanischen Wirtschaft allerdings fortsetzen, erklärte die Notenbank am Dienstag. Am Montag hatte der Chef der spanischen Zentralbank, Jose Luis Escriva, die BIP-Schätzung für 2025 von 2,7 auf 2,4 Prozent gesenkt.

Derweil gab es von der lange schwächelnden italienischen Industrie positive Signale. Die Produktion der Betriebe kletterte im April überraschend um 1,0 Prozent zum Vormonat und zum Vorjahresmonat ebenso unerwartet um 0,3 Prozent, wie das naionale Statistikamt Istat mitteilte. Im Vorjahresvergleich war dies der erste Anstieg nach 26 Rückgängen in Folge. „Die Chancen steigen, dass der Tiefpunkt erreicht ist“, sagte Analyst Paolo Pizzoli von der ING-Bank. „Es erscheint jedoch noch zu früh, von einer konjunkturellen Erholung der Industrie zu sprechen.“


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