Bund soll Verbriefungsmarkt reformieren und ankurbeln
Die deutsche Finanzindustrie plädiert für eine Stärkung des Verbriefungsmarkts und erhofft sich hier Rückendeckung der Bundesregierung. Eine Experteninitiative der Branche überreichte einen Bericht mit Vorschlägen an das Bundesfinanzministerium.
Unter der Schirmherrschaft von Commerzbank-Chef Manfred Knof wurden Vorschläge erarbeitet, um den europäischen Verbriefungsmarkt gezielt zu reformieren. „In den vergangenen Jahren haben wir als Finanzindustrie deutlich auf die Bedeutung von Verbriefungen hingewiesen, aber auf der politischen und regulatorischen Ebene nur wenig Resonanz erfahren“, sagte Knof in Berlin.
In der globalen Finanzkrise von 2008 waren solche Papiere in Verruf geraten, als mit Immobilienkrediten unterlegte Papiere in den USA massenhaft ausfielen. Seitdem hat sich der Markt für Verbriefungen in Europa kaum erholt. „Inzwischen werden Verbriefungen wieder als wichtiges und sinnvolles Instrument wahrgenommen“, so Knof. Denn sie seien die Brücke zwischen der bankbasierten Unternehmensfinanzierung und den Kapitalmärkten. Deshalb seien sie fast unverzichtbar, „um genügend Kapital für die großen Herausforderungen unserer Zeit zu mobilisieren“, sagte der Manager und nannte die „dringend erforderliche grüne und digitale Transformation“.
Bundesfinanzminister Christian Lindner signalisierte seine Unterstützung. Aus der Finanzkrise hätten viele den Schluss gezogen, die Verbriefung sei per se schädlich und riskant. „Dabei bin ich überzeugt: Beim Verbriefungsgeschäft bleiben wir weit hinter unseren Möglichkeiten zurück“, sagte der FDP-Chef. Verbriefungen könnten den Banken die Versorgung der Wirtschaft mit Krediten gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten erleichtern. „Wir müssen das richtige Instrument der Verbriefung, also der marktwirtschaftlichen Streuung von Risiken, nutzen.“ Eine nachhaltige Wiederbelebung des EU-Verbriefungsmarkts sei ein zentraler Baustein für eine echte Kapitalmarktunion, sagte Lindner. „Mein Ziel ist es, die Rahmenbedingungen so anzupassen, dass Verbriefungen einen größeren Beitrag für die Finanzierung der Realwirtschaft in Deutschland und Europa leisten können.
Der Bericht des Bundesverbands deutscher Banken (BdB) und der Initiative True Sale International (TSI) zeigt Hemmnisse für den Verbriefungsmarkt auf und bringt Reformvorschläge auf europäischer und nationaler Ebene. Knof kritisierte eine hohe Komplexität der europäischen Verbriefungsverordnung, die für hohe Transaktionskosten sorge und viele Investoren in andere Anlageformen treibe. Schwerpunkt des Berichts ist es, bürokratische Hürden abzubauen, die Kapitalanforderungen für risikoarme Verbriefungen zu senken und so den Markt für Investoren attraktiver zu machen. „Wirkungsvolle Maßnahmen hier könnten den Markt in Schwung bringen und langfristig weitere Investoren anziehen“, erklärte Knof.
Bei Verbriefungen werden Kredite zu Wertpapieren gebündelt und an den Markt gebracht. Damit senken Banken das Risiko von Zahlungsausfällen und schaffen in ihren Bilanzen Spielräume, neue Kredite zu vergeben, womit die Wirtschaft angeschoben werden kann. Lindners Finanzstaatssekretär Heiko Thoms räumte ein, dass man bei der Regulierung seit der Finanzkrise „an einigen Stellen über das Ziel hinausgeschossen“ sei. Dies habe Transaktionskosten erhöht und letztlich der Wettbewerbsfähigkeit geschadet.