Bundesbankpräsident

Für weitere Straffung der Geldpolitik

Frankfurt am Main | 25.01.2023 | Reuters

Der Kurs der Zinserhöhungen im Euro-Raum muss nach Ansicht von Bundesbankpräsident Joachim Nagel auch im neuen Jahr weiterverfolgt werden. „Wir müssen die Geldpolitik weiter straffen, um den Preisdruck zu dämpfen“, sagte Nagel in einem gemeinsamen Interview mit Frankreichs Notenbank-Chef Francois Villeroy de Galhau dem französischen Nachrichtenmagazin „L’Express.

Es gelte dafür zu sorgen, dass die Inflationserwartungen in der Spur bleiben. „Wir müssen die Inflation eindämmen. Unsere Arbeit ist noch nicht getan,“ sagte Nagel, der auch im Rat der EZB sitzt. Unterdessen sprach sich EZB-Direktor Fabio Panetta dafür aus, beim weiteren Zinskurs auf Sicht zu fahren.

Die hohe Inflation sei eine schwere Belastung für Familien, Unternehmen und die Volkswirtschaften als Ganze, betonte Bundesbank-Präsident Nagel. Am schlimmsten treffe es die Menschen, die von vornherein wenig besitzen. „Wir müssen alles Notwendige tun, um die Preisstabilität wiederherzustellen.“ Die Teuerungsrate im Euro-Raum war zwar zuletzt im Dezember auf 9,2 Prozent von 10,1 Prozent im November zurückgegangen. Allerdings kletterte die Kerninflation, in der die schwankungsreichen Preise für Energie, Lebensmittel, Alkohol und Tabak herausgerechnet sind, auf 5,2 Prozent im Dezember von 5 Prozent im November.

Nagels EZB-Ratskollegen Villeroy zufolge wird der Gipfel bei den Zinsen wahrscheinlich bis zum Sommer erreicht werden. Die Inflation werde voraussichtlich bis Ende 2024 oder Anfang 2025 auf das angestrebte EZB-Ziel von 2Prozent zurückgehen, sagte er dem Magazin.

Die EZB hat seit dem Juli 2022 bereits viermal die Schlüsselzinsen angehoben. Zuletzt erhöhte sie im Dezember die Sätze um 0,50 Prozentpunkte. EZB-Präsidentin Christine Lagarde stellte damals nach dem Zinsbeschluss mehrere weitere Zinserhöhungen im neuen Jahr im Umfang von jeweils einem halben Prozentpunkt in Aussicht. Dies gilt für die nächste EZB-Zinssitzung am 2. Februar an den Finanzmärkten bereits als ausgemachte Sache. Für das März-Zinstreffen schwanken dagegen die Erwartungen zwischen Erhöhungen um 0,25 und 0,50 Prozentpunkte.

EZB-DIREKTOR GEGEN ORIENTIERUNG ÜBER DEN FEBRUAR HINAUS

Aus Sicht von EZB-Direktor Panetta sollte die Euro-Notenbank keinen Zinspfad über die Februar-Sitzung hinaus in Aussicht stellen. „Es war angemessen, die Leitzinsen im Dezember zu erhöhen und für Februar einen ähnlichen Schritt zu signalisieren“, sagte er in einem am Dienstag veröffentlichten Interview dem „Handelsblatt.“ Aber über den Februar hinaus würde jede nicht an Bedingungen geknüpfte Orientierung vom datenbasierten Ansatz der EZB abweichen, sagte er. Die Notenbank-Chefs der Slowakei und der Niederlande, Peter Kazimir und Klaas Knot, hatten sich dagegen bereits für eine weitere Zinserhöhung im März um 0,50 Prozentpunkte ausgesprochen. Eher zur Vorsicht rieten Griechenlands Notenbankchef Yannis Stournaras und Italiens Notenbank-Gouverneur Ignazio Visco.

Die Unsicherheit in der Wirtschaft sei zu groß, um sich bedingungslos auf einen bestimmten Kurs festzulegen, sagte Panetta. Es bestehe Unsicherheit über die Entwicklung des Krieges, der Rohstoffpreise für Energie und Nahrungsmittel und darüber, wie sie auf die Einzelhandelspreise durchschlügen. Dazu kommt Panetta zufolge auch eine Unsicherheit über die Wiederöffnung der Wirtschaft und deren Auswirkungen auf die Lieferketten sowie über die Weltwirtschaft und die Binnenwirtschaft. „Im März werden uns neue Projektionen vorliegen, und dann sollten wir die Lage neu beurteilen,“ sagte er der Zeitung.


Cookie Hinweis
Wir verwenden Cookies, um Ihnen ein optimales Webseiten-Erlebnis zu bieten. Dazu zählen Cookies, die für den Betrieb der Seite unverzichtbar sind, Cookies, die lediglich zu anonymen Statistikzwecken genutzt werden sowie Cookies, die durch Inhalte von Drittanbietern gesetzt werden (Twitter). Sie können jederzeit in den Datenschutzhinweisen der Verarbeitung und Nutzung von Cookies widersprechen oder diese anpassen. Weitere Informationen