Nachhaltigkeit

Deutsche Bank verlangt von Lieferanten ab Juli ESG-Siegel

Frankfurt am Main | 18.05.2022 | Reuters

Die Deutsche Bank verlangt ab Juli von ihren Lieferanten bei größeren Aufträgen einen Nachweis für das Einhalten von Umwelt- und Sozialstandards. Für jeden neuen oder verlängerten Vertrag von über 500.000 Euro pro Jahr müssen Lieferanten dann eine Nachhaltigkeitsbewertung externer Ratingagenturen vorlegen, wie das Geldhaus am Mittwoch mitteilte und damit einen Bericht der Nachrichtenagentur Reuters bestätigte. Anfang 2023 will die Bank die Schrauben demnach enger ziehen: Dann würden Neuaufträge im selben Volumen nur noch an Anbieter vergeben, die bei der ESG-Bewertung auch eine ausreichend hohe Punktzahl erhielten. Einem Insider zufolge dürfte Bankchef Christian Sewing die Pläne bei der Hauptversammlung am Donnerstag herausstellen.

Die Deutsche Bank legt sich damit erstmals auf einen Zeitplan für das Vorhaben fest, das sie im vergangenen Jahr angekündigt hatte. Das Institut gibt jährlich mehr als acht Milliarden Euro für Produkte und Dienstleistungen von Lieferanten aus. Bei der Prüfung dieser Geschäftspartner setzt die Deutsche Bank der Mitteilung zufolge unter anderem auf die Ratingagenturen EcoVadis und MSCI ESG. Eine ab Anfang kommenden Jahres notwendige „ausreichend gute Nachhaltigkeitsbewertung“ entspreche im Fall von EcoVadis mindestens 25 der 100 erreichbaren Punkte.

Mit der Initiative will das Geldhaus sein Engagement für Umweltschutz, Sozialstandards und gute Unternehmensführung (Environment – Social – Governance/ESG) vorantreiben. In den vergangenen Jahren hat die Deutsche Bank mit dem Versprechen geworben, Unternehmen auf dem Weg in ein nachhaltigeres Wirtschaften zu unterstützen. Umweltschützer sehen das Geschäft des Frankfurter Instituts und auch die jüngste Initiative aber kritisch und wollen während der Hauptversammlung vor der Konzernzentrale gegen Finanzierungen in der Ölbranche protestieren.

Tilman Massa vom Dachverband Kritische Aktionäre bezeichnete das Nachhaltigkeits-Rating zwar als einen ersten Schritt. Dabei alleine könne es aber nicht bleiben. Ratings könnten noch Umweltzerstörung und Menschenrechtsverstöße verschleiern. Kate Cahoon von der Klimaschutzorganisation 350.org sprach ebenfalls von einem ersten Schritt in die richtige Richtung, wertete die Rating-Initiative aber zugleich als „Greenwashing“ und forderte ein Ende der Finanzierung großer Ölkonzerne.

„Greenwashing“-Vorwürfe sind ein heikles Thema bei der Deutschen Bank, war doch die Fondstochter DWS 2021 wegen solcher Anschuldigungen in die Schlagzeilen geraten. Hintergrund waren Anschuldigungen der ehemaligen Leiterin des Unternehmensbereichs Nachhaltigkeit, der Vermögensverwalter sei zu lax mit Kriterien bei nachhaltigen Investments umgegangen. Die DWS hatte die Anschuldigungen stets zurückgewiesen.


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