BdB-Präsident

Bankenbranche dringt auf Überdenken der Krisen-Geldpolitik

Frankfurt/Main | 13.10.2021 | Reuters

Deutschlands Banken fordern angesichts der steigenden Inflation ein Überdenken der Krisen-Geldpolitik im Euro-Raum. Vieles spreche dafür, dass die Inflation im Währungsgebiet mittelfristig nicht mehr auf das Vor-Pandemie-Niveau von deutlich unter zwei Prozent zurückfalle, sagte der Präsident des Bundesverbands deutscher Banken (BdB), Christian Sewing, am Mittwoch auf einer Veranstaltung. „Auch die Geldpolitik sollte deswegen offen über Wege diskutieren, die aus dem gegenwärtigen Ausnahmezustand herausführen“, ergänzte der Deutsche-Bank-Chef.

Besonderes Dorn im Auge sind Sewing die Negativzinsen. „Insbesondere die Negativzinsen, die seit Mitte 2014 die europäischen Banken erheblich belasten, können und dürfen kein dauerhaftes Instrument der Geldpolitik sein“, führte er aus. Es gebe Möglichkeiten für die Zentralbank, bereits kurzfristig aktiv zu werden. Die Belastungen für die Banken müssten verringert werden. Dabei hat Sewing die hohe Überschussliquidität im Blick, auf die die Geldhäuser Strafzinsen zahlen müssen. „Hier muss dringend gegengesteuert werden“, sagte er.

Nicht nur für die Banken sondern auch für die Volkswirtschaft sei es wichtig, dass ein Weg aus den Negativzinsen gefunden werde, sagte Sewing. Er wies darauf hin, dass seit Beginn der Pandemie die Überschussliquidität, für die die Banken Negativzinsen an die Europäische Zentralbank (EZB) zahlen müssen, von 950 Milliarden Euro auf gut 3,4 Billionen Euro angestiegen sei. Berücksichtigt sei dabei bereits der Freibetrag von aktuell rund 900 Milliarden Euro.

Die EZB verlangt seit 2014 Strafzinsen von den Instituten, wenn diese bei ihr überschüssige Gelder parken. Zur Zeit liegt der sogenannte Einlagensatz bei minus 0,5 Prozent. Seit Herbst 2019 räumt sie allerdings auch Freibeträge für die Banken ein, so dass nicht mehr auf alle geparkten überschüssigen Gelder Strafzinsen fällig werden. „Eine Erhöhung dieses Freibetrages, das wäre zum Beispiel ein Weg“, sagte Sewing.

Die EZB betreibt schon seit Jahren eine Politik der weitoffenen Geldschleusen, die sie im Zuge der Pandemie noch einmal verstärkt hat. Der Leitzins im Euro-Raum liegt bereits seit März 2016 bei 0,0 Prozent. Zudem hat die Notenbank zur Eindämmung der wirtschaftlichen Folgen der Pandemie umfangreiche Nothilfen eingeleitet. Dazu zählt ein Krisen-Anleihenkaufprogramm, das auf 1,85 Billionen Euro angelegt ist. Es soll noch bis mindestens Ende März 2022 laufen.


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