Konjunktur

Arbeitskosten werden nach kräftigen Lohnabschlüssen Problem für Firmen

Berlin | 22.05.2023 | Reuters

Die Arbeitskosten werden wegen des Fachkräftemangels und der hartnäckig hohen Inflation zu einem immer größeren Problem für die Wirtschaft. 53 Prozent der Unternehmen nennen dies in einer aktuellen Umfrage der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) als wichtiges Geschäftsrisiko, wie der Verband am Montag in Berlin mitteilte. „Das ist ein neuer Höchststand.“ In der vorherigen Befragung zu Jahresbeginn waren es nur 49 Prozent. Zuletzt hatte es in mehreren Branchen Tarifabschlüsse mit deutlichen Lohnsteigerungen gegeben. Im Dienstleistungssektor wird das Risiko Arbeitskosten überdurchschnittlich wahrgenommen – etwa in der Gastronomie (73 Prozent), im Taxigewerbe (67 Prozent) oder im Sicherheitsbereich (65 Prozent).

Laut Ilja Nothnagel, Mitglied der DIHK-Hauptgeschäftsführung, sollten Unternehmen ihre Marke und ihr Image pflegen, um sich attraktiv für Arbeitskräfte zu machen. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf müsse zudem verbessert werden. Außerdem sei mehr Fachkräftezuwanderung und dabei weniger Bürokratie nötig. „Das wird ein Dauerthema bleiben.“

Größtes Geschäftsrisiko sind weiterhin die Energie- und Rohstoffpreise, aber mit abnehmender Tendenz. 65 Prozent der Betriebe nennen dies noch als Problem, nachdem es zuvor 72 Prozent waren. 62 (bisher 60) Prozent nennen Fachkräftemangel als Schwierigkeit. „Im Dienstleistungssektor wird der Fachkräftemangel mittlerweile wieder als häufigstes Risiko genannt und hat dabei das Risiko der Energie- und Rohstoffpreise überholt“, so die DIHK.

Immer mehr Unternehmen spüren auch die Folgen der kräftigen Zinserhöhungen, mit denen die Europäische Zentralbank die Inflation wieder in den Griff bekommen will. 33 Prozent der insgesamt gut 21.000 befragten Firmen melden starke Einschränkungen, an Fremdkapital – also Kredite – zu kommen. Im Vorjahr waren es erst 22 Prozent. „Es ist zu befürchten, dass Investitionsvorhaben teilweise unrentabel werden und damit ganz unterbleiben.“ 36 Prozent der Firmen, deren Finanzierung besonders beeinträchtigt ist, planten Investitionen zu reduzieren. Mit Blick auf alle Firmen sind es nur 24 Prozent.

Kein Wachstum, aber hohe Inflation

Der Verband rechnet für dieses Jahr mit einer stagnierenden Wirtschaft bei weiter hoher Inflation. Es fehle der Schub, sagte Nothnagel. Nach einen Wachstum von 1,8 Prozent im Jahr 2022 sagen die DIHK-Experten nun 0,0 Prozent für 2023 voraus. Zur mauen Entwicklung dürfte ein verhaltener Anstieg der privaten Konsumausgaben beitragen, die laut Prognose dieses Jahr nur um 0,5 Prozent zulegen werden. 2022 waren es 4,3 Prozent. Mit zur Kaufzurückhaltung der Verbraucher dürfte beitragen, dass die Teuerungsrate laut DIHK dieses Jahr mit 6,0 (2022: 6,9) Prozent hoch bleiben wird. Beim Export wird nur mit einem mageren Plus von 1,0 Prozent gerechnet, nach 2,9 Prozent 2022.

Wie zu Jahresbeginn bewerten 34 Prozent der Unternehmen in der DIHK-Umfrage ihre Lage als gut, 51 Prozent als befriedigend und 15 Prozent als schlecht. Der resultierende Saldo aus „gut“- und „schlecht“-Antworten liegt damit gleichbleibend bei 19 Punkten und etwas unter dem langjährigen Schnitt von 21 Punkten.


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