Konjunktur

Investitionen bringen Wirtschaft zurück auf Wachstumskurs

Berlin | 25.05.2022 | Reuters

Dank steigender Investitionen ist die deutsche Wirtschaft im ersten Quartal trotz Coronakrise und des Krieges in der Ukraine gewachsen. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) legte zwischen Januar und März um 0,2 Prozent zum Vorquartal zu, wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch eine frühere Schätzung bestätigte. Die Wirtschaft verhinderte damit das Abrutschen in eine Rezession: Denn Ende 2021 war das BIP noch um 0,3 Prozent gefallen. Bei zwei Minus-Quartalen in Folge wird von einer Rezession gesprochen.

Während die Exporte zu Jahresbeginn sanken und auch die privaten Konsumausgaben schwächelten, legten die Investitionen in den ersten drei Monaten deutlich zu. Wegen der milden Witterung wuchsen die Bauinvestitionen trotz deutlicher Preisanstiege um 4,6 Prozent. In Ausrüstungen wie Maschinen und Fahrzeuge wurden 2,5 Prozent mehr investiert als im Vorquartal.

„Keine Anzeichen für Rezession“

Zuletzt hat sich Europas größte Volkswirtschaft vom Schock durch den Krieg in der Ukraine erholt gezeigt: Der Ifo-Geschäftsklimaindex als wichtigster Frühindikator kletterte im Mai bereits den zweiten Monat in Folge. „Anzeichen für eine Rezession sind derzeit nicht sichtbar“, sagte Ifo-Präsident Clemens Fuest. Ein kräftiger Aufschwung ist aber auch nicht in Sicht. „In den kommenden Quartalen werden die hohen Energiepreise den Konsum belasten, die gestiegene Unsicherheit wird die Unternehmensinvestitionen dämpfen und die gestiegenen Zinsen werden die Wohnungsbauaktivität bremsen“, sagte der Direktor des gewerkschaftsnahen IMK-Instituts, Sebastian Dullien. Daher müsse mit einem ebenfalls schwachen Frühjahr gerechnet werden.

„Gegenwind kommt insbesondere von der hohen Inflation, den Lieferengpässen, der hohen Unsicherheit und der schwächeren Auslandsnachfrage“, heißt auch im aktuellen Monatsbericht der Bundesbank. Die Konsumfreude leide unter den Verbraucherpreisen, die aktuell mit 7,4 Prozent so stark gestiegen sind wie seit 1981 nicht mehr. „Hohe Energie- und Materialkosten sowie die gestiegene Unsicherheit belasten zudem die Produktion in der Industrie und im Bau.“

Die hohe Inflation zehrt an der Kaufkraft der Verbraucher, deren Stimmung deshalb stark eingetrübt ist. Das Barometer der Nürnberger GfK-Marktforscher signalisiert für Juni nach dem jüngsten Einbruch nur einen kleinen Anstieg. Es legt demnach um 0,6 Zähler zu auf minus 26,0 Punkte. „Damit verbessert sich das Konsumklima zwar geringfügig, die Konsumstimmung ist aber nach wie vor an einem absoluten Tiefpunkt“, erklärte GfK-Experte Rolf Bürkl, dessen Institut im Mai ein Rekordtief gemessen hatte.

Den steigenden Preisen steht ein robuster Arbeitsmarkt gegenüber. Trotz vieler Unsicherheiten planen die Unternehmen in Deutschland vermehrt Neueinstellungen. Das Beschäftigungsbarometer kletterte im Mai um 1,2 auf 104,0 Punkte, wie das Münchner Ifo-Institut zu seiner monatlichen Umfrage unter Tausenden Unternehmen mitteilte. „Die robuste Wirtschaftsentwicklung in Deutschland zeigt sich auch auf dem Arbeitsmarkt“, sagte Ifo-Experte Klaus Wohlrabe. „Der Fachkräftemangel bleibt indes hoch. Die Unternehmen können nicht alle offenen Stellen besetzen.“

Für das Gesamtjahr 2022 erwartet die Bundesregierung in ihrer Frühjahrsprognose nur noch ein Wirtschaftswachstum von 2,2 Prozent. Im Januar hatte die Ampel-Koalition noch ein Plus von 3,6 Prozent veranschlagt.


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