Kartengeschäft
Zahlungsverkehr der Zukunft – nachhaltig und kundenorientiert
Wiesbaden | 04.10.2021 | Deutscher Genossenschafts-Verlag eG
Das Karten-Forum des DG Verlages

Wie sieht der Zahlungsverkehr der Zukunft aus? Wie können Banken mehr Erlöse generieren? Welche Rolle spielt Nachhaltigkeit im Kartengeschäft? Nach einem rein digitalen Karten-Forum im Jahr 2020 hat der DG Verlag in diesem Jahr zu einem hybriden Branchentreff eingeladen. Begrüßt wurden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer erstmals von Marco Rummer, der seit Ende 2020 im Vorstand des DG Verlages ist und unter anderem das Kartengeschäft verantwortet.

In Präsenz und online

Rund 100 Karten- und Zahlungsverkehrsspezialistinnen und -spezialisten der Volksbanken und Raiffeisenbanken waren persönlich nach Wiesbaden gekommen, weitere 400 schalteten sich online zu. „Wir freuen uns sehr über diese hohe Zahl von teilnehmenden Personen“, so Rummer. „Das zeigt uns wieder einmal, wie wichtig eine solche Veranstaltung für die Branche ist.“ Das Motto des diesjährigen Karten-Forums, das von Philipp Otto moderiert wurde, dem geschäftsführenden Gesellschafter des Fritz Knapp Verlages GmbH und Chefredakteur „cards Karten cartes“: „Das Morgen aktiv gestalten: Potenziale im Kartengeschäft nutzen“.

Nachhaltigkeit im Zahlungsverkehr

Ein zentrales Thema: Nachhaltigkeit. Wie können Karten, wie kann der Zahlungsverkehr umweltfreundlicher und ressourcenschonender werden? Dr. Salome Zimmermann, Nachhaltigkeitsbeauftragte der Edekabank: „Der Fokus sollte dort liegen, wo der größte Nachhaltigkeitshebel liegt – bei Banken ist das das Kerngeschäft.“ Erreichbar sei zunächst das klimaneutral verwaltete Konto – etwa mit papierlosen Kontoauszügen, nachhaltigeren Karten, einer Reduktion des Stromverbrauchs beim Online-Banking sowie bei der Logistik der Bargeldversorgung. Auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit solle die Reduktion von Emissionen immer Vorrang vor einer Kompensation haben.

Karten aus Maisstärke und Recycling-PVC

Auch innerhalb des DG Verlages spielt Nachhaltigkeit eine zunehmend wichtige Rolle – so hat das Haus unter anderem eine eigene Nachhaltigkeitsvision aufgestellt und bietet seinen Kunden mit „Mission CO2“ eine Analyse des eigenen CO2-Footprints an. In Bezug auf Karten gibt es mittlerweile immer mehr Alternativen, so der Abteilungsleiter Nachhaltigkeit des DG Verlages Philipp Raters: Den Banken werden Karten aus Maisstärke angeboten, es wird Recyclingpapier genutzt und die CO2-Emissionen des Versandes werden kompensiert. Gregor Marx aus dem Geschäftsbereich Cards & Security im DG Verlag: „Anfang 2022 werden wir mit der Umstellung erster Standardprodukte auf Karten aus Recycling-PVC beginnen, zudem ist ein Test mit Karten aus Ocean Plastic geplant. Ziel ist es, die CO2-Emission bei der Kartenproduktion so weit wie möglich zu reduzieren.“ Auch Editionskarten werden künftig in nachhaltigen Varianten angeboten.

Dass physische Karten auch in digitalen Zeiten einen hohen Stellenwert behalten, davon ist Marco Rummer aus dem Vorstand des DG Verlages überzeugt – so bietet der DG Verlag denn auch immer neue Kartenversionen an, etwa mit Motiven, farbigen Kernen und aus Metall: „Die Karte ist und bleibt die haptische Verbindung der Kunden zur Bank. Wir nutzen sie täglich, und viele Menschen würden sich nicht gerne allein auf eine digitale Karte verlassen. Die wiederum ist eine wichtige Ergänzung – deshalb nennen wir unseren Ansatz phygital: Wir setzen klar auf eine Konvergenz der Bezahlverfahren, auf ein dauerhaftes Nebeneinander von physischen und digitalen Karten.“ Denn: Auch wenn mehr digitale Karten genutzt werden, stagniere der Anteil beispielsweise bei Apple Pay in den USA bei fünf bis sechs Prozent. Karten mit NFC-Chips dagegen weisen eine jährliche Wachstumsrate von mehr als zehn Prozent auf. „Und auch digitale Währungen, die kommen werden, benötigen einen Träger. Das kann eine Wallet, aber auch eine Karte sein.“

Bedarfsgerechte Kartenwelt

Für noch mehr Initiative bei der Verteilung von Debit- und Kreditkarten plädierte Gregor Roth, Bereichsleiter Transaction Management bei der DZ Bank. Derzeit nutzen Kunden der Genossenschaftsbanken etwa 5,6 Millionen Mastercards und VISA Karten und 28 Millionen girocards. Die Entwicklung gehe zu kontaktloser Nutzung, E-Commerce und Nachhaltigkeit, als wichtige Herausforderungen nannte Roth digitale Produkte, die Abwanderung junger Kunden und die Regulierung. Eine wichtige Weiterentwicklung sei beim mobilen Bezahlen zu verzeichnen, der Anteil sei zwischen Juni 2020 und Juni 2021 um 226 Prozent gewachsen.

Sandra Lüdeke, Leiterin Zahlungsverkehr, VR-Bank Mittelfranken West, zeigte auf, mit welchen Maßnahmen ihr Haus den Kreditkartenbestand der Kunden konkret erhöht – sie reichen von Schulungen der Berater über Marketingmaßnahmen bis hin zur Ausstattung regionaler Kunden mit Kreditkarten-Terminals und die kostenfreie Ausgabe von Kreditkarten an junge Kundinnen und Kunden.

MeinPlus goes Cashback

Klar auf mehr Kundenbindung zielen auch die Neuentwicklungen beim Loyalty-Programm MeinPlus. Christian Wengler von der Volksbank Raiffeisenbank Oberbayern Südost, Dr. Alexander Schlegel, Geschäftsbereichsleiter Marketing & Services im DG Verlag sowie Markus Solmsdorff, Leiter des Stabes Strategie bei VR Payment, stellten die Zukunftspläne vor: So soll das Programm durch ein neues Cashback-System deutlich aufgewertet werden. Zudem wird es künftig für alle Kunden der Volksbanken und Raiffeisenbanken geöffnet, bisher konnten es nur die Mitglieder nutzen. „Damit stärken wir die Regionen weiter“, so Wengler. „Auch kleine Händler profitieren davon, etwa indem wir ihre Präsenz in den sozialen Medien erhöhen.“

Kartenakzeptanz ausweiten

Wie kann eine Bank mehr Erlöse generieren? „Der Zahlungsverkehr ist einer der Provisionsbringer der Banken, und die Karten sind der Treiber“, so Michael Leschkowski von VR Payment. Deshalb plädierte er dafür, dass sich Banken noch stärker im Händlergeschäft engagieren sollten. In diesem Bereich gebe es noch deutlich Luft nach oben.

Strategieagenda 2030

Dass der Zahlungsverkehr im Umbruch ist, betonten Ralf-Christoph Arnoldt, Abteilungsleiter Zahlungsverkehr im BVR, und Markus Müller aus dem Vorstand der Volksbank RheinAhrEifel. Es gebe derzeit viele unsichere Aspekte, etwa die digitale Transformation, den Datenschutz und Künstliche Intelligenz. Neue Geschäftsmodelle wie Smart Contracts und Check-Out-Systeme im Einzelhandel würden immer mehr gefragt.

Wichtige Zukunftsthemen seien die Weiterentwicklung von #DK und EPI sowie virtuelles Geld: „Der digitale Euro ist ein potenzieller Game Changer. Er wird kommen, nach unserer Einschätzung 2024 oder 2025, und er wird erhebliche Auswirkungen auf den Zahlungsverkehr und auf die Geschäftsmodelle der Kreditwirtschaft haben. Es ist wichtig für uns, proaktiv an der Ausgestaltung mitzuwirken.“

Bezahlen in Deutschland und Europa

Und wie geht es generell weiter mit dem Zahlungsverkehr in Deutschland und Europa? Oliver Hommel von Accenture hält eine umfassende Disruption für unwahrscheinlich: „Viele Umbrüche haben bereits stattgefunden, mittlerweile schaffen die Banken selbst neue Produkte, und die Markteintrittshürden sind hoch.“ Er zeigte auf, wie heterogen der Zahlungsverkehrsmarkt in Europa ist – so lag das Transaktionsvolumen am POS beim Bargeld in Deutschland noch bei 73 Prozent, in Schweden dagegen bei sechs Prozent. „Für die Zukunft ist eine gute User Experience entscheidend, und zwar kanalübergreifend. Realtime Payment wird die Regel werden, der Ertrag pro Transaktion wird rückläufig, und BigTechs werden zunehmend zu Kooperationspartnern der Banken.“

Der Termin für das nächste Karten-Forum: 27. September 2022

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