Nachhaltigkeit
Gesundheits- und Sozialwirtschaft fordert mehr Unterstützung für nachhaltiges Wirtschaften
Berlin | 15.09.2022 | Evangelische Bank eG

Für gelingendes nachhaltiges Wirtschaften in Kirche, Gesundheits- und Sozialwirtschaft ist mehr regulatorische Klarheit und politische Unterstützung erforderlich. So lautete die zentrale Botschaft, die vom jüngsten „LebensWertTreff“ der Evangelischen Bank ausging. Rund 100 Entscheider:innen aus den genannten Branchen nahmen am 12. und 13. September an der Veranstaltung teil, auf der namhafte Expert:innen aus Politik, Wissenschaft und Wirtschaft zum Thema Nachhaltigkeit und Sustainable Finance vortrugen.

Damit Unternehmen nachhaltiger wirtschaften, nimmt die EU-Regulatorik stetig zu. Auch für Organisationen in Kirche, Gesundheits- und Sozialwirtschaft werden die Anforderungen immer anspruchsvoller und komplexer. Gleichwohl ist bislang weitgehend ungeregelt, ob und inwieweit soziale Produkte und Dienstleistungen als „nachhaltig“ bezeichnet werden dürfen. „Wir brauchen daher eine soziale Taxonomie“, fordert „LebensWert-Treff“-Impulsgeberin Antje Schneeweiß, und ihre Kernthese stieß bei den anwesenden Sozialmanager:innen auf breite Zustimmung: „Nur eine soziale Taxonomie kann eindeutige Leitlinien dafür liefern, was sozial nachhaltige Wirtschaftstätigkeiten sind – und somit mehr Kapital in solche Aktivitäten lenken helfen“, so die CO-Geschäftsführerin des Arbeitskreises Kirchlicher Investoren (AKI).

Künftig betrifft die europäische Nachhaltigkeitsregulierung nicht nur große Unternehmen und Organisationen, sondern auch wesentlich kleinere Einrichtungen. Für viele werden insbesondere die Berichtspflichten steigen. „LebensWert-Treff“-Impulsgeberin Katharina Beck stellt in Aussicht, dass kein Unternehmen dabei auf der Strecke bleibt: „Beispielsweise könnte den Unternehmen beim Aufbau der Fähigkeiten zur Erhebung von CO2-Emissionen geholfen werden“, verspricht die finanzpolitische Sprecherin der Bundestagsfraktion von Bündnis90/Die Grünen. „Darüber hinaus planen wir, sozialökologische Kennzahlen in die finanziellen Bilanzen zu integrieren – und wir wollen die Rechnungslegungsstandards im Handelsgesetzbuch und die International Financial Reporting Standards um Nachhaltigkeitswerte ergänzen“, so Beck.

„Wir müssen Wohlstand anders definieren“

Auf mehr politische Anerkennung und Unterstützung von sozial nachhaltigen Aktivitäten drängt „LebensWert-Treff“-Impulsgeber Prof. Marcel Fratzscher. Er plädiert dafür, dass Tätigkeiten, die dem Erhalt des sozialen Friedens dienen, ebenso hoch bewertet werden wie Tätigkeiten zur Bewahrung der natürlichen Lebensgrundlagen sowie zur Sicherung wirtschaftlicher Konkurrenzfähigkeit. „Wir müssen Wohlstand anders definieren, als es mit Bezug auf materielle Güter bislang meist getan wird“, erklärt der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW). Denn die große Mehrheit der Menschen gebe bei Umfragen an, dass Gesundheit, gesellschaftliche Teilhabe und andere nicht-materielle Güter für sie die größte Rolle spielten. „Dies muss sich – nicht zuletzt im Kontext der nachhaltigen Transformation – auch auf die Frage auswirken, welche Sektoren und Branchen bei der Verteilung von öffentlichen Geldern besonders berücksichtigt werden“, fordert Fratzscher.

„Die Gesundheits- und Sozialwirtschaft trägt bei der Gestaltung einer nachhaltig lebenswerten Gesellschaft eine besondere Verantwortung“, resümiert „LebensWert-Treff“-Gastgeber Thomas Katzenmayer, Vorsitzender des Vorstands der Evangelischen Bank. Denn ob im Krankenhaus, in einem Pflegeheim oder in einer Behinderteneinrichtung – überall dort, wo Dienste am Menschen geleistet werden, gehe es darum, für gute Lebensbedingungen, ein faires Miteinander und die Einbindung Benachteiligter in die Gemeinschaft zu sorgen. „Damit diese Dienste jedoch auch künftig verlässlich geleistet werden können, braucht es gute Rahmenbedingungen. Wie diese aussehen müssen, haben wir gemeinsam mit unseren Kund:innen aus der Gesundheits- und Sozialwirtschaft erörtert – und die Ergebnisse werden wir auch im Rahmen unserer Engagement-Strategie gegenüber unseren Stakeholdern in Politik, Wissenschaft und Wirtschaft kommunizieren“, so Katzenmayer.

Der nächste „LebensWert-Dialog“ findet am 23. November 2022 im virtuellen Format statt; das Thema wird rechtzeitig bekanntgegeben.

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